Wilhelm Buisson (17.4.1892 Emmendingen – 6.9.1940 Gefängnis Berlin-Plötzensee)

Biographies
Verfasst von Margrit Grubmüller/Kurt Lehnstaedt

Leiter der Auergarde und Vorstand des Reichsbanners in München, Unterstützer der Sopade, Widerstandskämpfer

Buisson kam 1913 zum Pharmazie-Studium nach München. 1914 meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst. Nach Kriegsende setzte er sein Studium fort, das er 1920 abschloss. Damals trat er der SPD bei. Er arbeitete zunächst in verschiedenen Münchner Apotheken, bis er 1924, unterstützt von Erhard Auer, ein Nährmittelgeschäft eröffnete.

In der nach den Attentaten auf Kurt Eisner und Erhard Auer gebildeten Auergarde, einer Schutzorganisation für SPD-Versammlungen, war er von 1921 bis 1924 technischer und militärischer Leiter. Nach Überführung der Garde in das Reichsbanner war er im Vorstand von dessen Münchner Ortsverein.

Am 9.3.1933 organisierte Buisson die Verteidigung des Gewerkschaftshauses gegen die SA, die er schließlich gegen freien Abzug einstellte. Da er Gefahr lief, verhaftet zu werden, floh er im Juni 1933 in die Tschechoslowakei, wo ihn die Sopade (Exil-SPD in der Tschechoslowakei) beauftragte, politische Emigranten zu überprüfen. In Grenznähe versuchte er vergeblich, für die Sopade einen Schwarzsender zu errichten.

Er entschied sich zu aktivem Widerstand in Deutschland und plante u.a. ein Attentat auf Hitler in der Nähe Münchens. Buisson hielt sich im März 1938 in Linz auf, um deutsche Truppenbewegungen zu beobachten. Dort verhaftete ihn die Gestapo, nachdem bei ihm belastendes Material entdeckt worden war. Da er mit gefälschtem Pass reiste, entdeckten die Nationalsozialisten seine wahre Identität erst im August in der Haft. Er kam am 11.8.1938 nach München-Stadelheim in Untersuchungshaft. Am 27.4.1940 wurde Buisson in München vom Volksgerichtshof wegen Landesverrats und Vorbereitung zum Hochverrat zum Tod und Ehrverlust auf Lebenszeit verurteilt. Am selben Tag erfolgte die Überstellung in das Gefängnis Berlin-Plötzensee, wo Buisson am 6.9.1940 hingerichtet wurde.

Quellen

Staatsarchiv München, JVA München 9173.
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, LEA 614.
Totenbuch der Gedenkstätte Plötzensee, Wilhelm Buisson, URL: https://www.gedenkstaette-ploetzensee.de/totenbuch/recherche/person/buisson-wilhelm (zuletzt abgerufen am 30.1.2024).
Zarusky, Jürgen/Mehringer, Hartmut: Widerstand als „Hochverrat“ 1933 - 1945. Die Verfahren gegen deutsche Reichsangehörige vor dem Reichsgericht, dem Volksgerichtshof und dem Reichskriegsgericht. Mikrofiche-Edition und Erschließungsband, München 1994/1998, Fiches 0704f.

Empfohlene Zitierweise

Margrit Grubmüller/Kurt Lehnstaedt: Buisson, Wilhelm (publiziert am 18.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=115&cHash=40699b5825402ee77e40fa6593081fa1