Walter von Cube (10.7.1906 Stuttgart – 11.6.1984 Quinten am Walensee / Schweiz)

Biographies
Verfasst von Ulla-Britta Vollhardt

Journalist, Chefredakteur und Chefkommentator des Bayerischen Rundfunks

Walter von Cube, Aufnahme 1954 | SZ Photo/Hering, Heinz, 00223574

Walter von Cube, Sohn eines Arztes deutsch-baltischer adliger Abstammung und einer Landshuter Bildhauertochter, wuchs in München und Stuttgart auf. Nach dem Abitur, das er 1924 in Stuttgart ablegte, erlernte er das journalistische Handwerk beim Berliner Tageblatt. 1931 siedelte er sich, finanziell unabhängig, mit seiner Frau Gerta, geschiedene (de) Mendelssohn, am Bodensee an. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme emigrierten die vier Stiefkinder von Cubes und seine Frau. 1936 wurde der Besitz am Bodensee verkauft. Von Cube selbst zog sich ins bayerische Oberland zurück, seine journalistische Tätigkeit stellte er ein. Eine Verlagsanstellung bei Cotta in Stuttgart 1939 blieb Episode, da von Cube den Beitritt zur Deutschen Arbeitsfront ablehnte. 1940 wurde er zum Kriegsdienst einberufen, 1944 geriet er in Frankreich in Gefangenschaft.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er 1947 Leiter des Innenressorts der von der US-Militärregierung herausgegebenen Neuen Zeitung in München und freier Mitarbeiter von Radio München, dem Sender der Militärregierung. 1948 übernahm von Cube vorübergehend die Herausgeberschaft der kulturpolitischen Zeitschrift Der Ruf und wurde dann als Chefredakteur für Politik und Wirtschaft sowie als Chefkommentator zu Radio München (seit 1949 Bayerischer Rundfunk) geholt. Seine unangepassten politischen Kommentare, in denen er nationalistische Tendenzen in der jungen Bundesrepublik ebenso anprangerte wie NS-Kontinuitäten in den bundesdeutschen Behörden und zu kritischem Denken aufforderte, zogen nicht selten erhitzte Debatten nach sich. 1960 wurde von Cube zum Programmdirektor Hörfunk und stellvertretenden Intendanten des Bayerischen Rundfunks ernannt. 1972 trat der streitbare Verfechter der Rundfunkfreiheit aus Protest gegen die geplante Novellierung des Rundfunkgesetzes und die parteipolitische Instrumentalisierung des Rundfunks von seinen Ämtern zurück. Nur selten noch meldete er sich in den folgenden Jahren als zeitkritischer Betrachter im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung zu Wort.

Quellen

Cube, Walter von: Ich bitte um Widerspruch. Fünf Jahre Zeitgeschehen kommentiert, Frankfurt am Main 1952.
Cube, Walter von: Zeitgemäße und zeitwidrige Gedanken, München 1981.
Lindenmeyer, Christoph: „Ich bitte um Widerspruch". Ein Porträt des Publizisten Walter von Cube [Manuskript einer Sendung des Bayerischen Rundfunks], München 2006.
Cube, Walter von: Tondokumente, Filmdokumente und Manuskripte im Bayerischen Rundfunk, 1947-1984, München 1992.

Empfohlene Zitierweise

Ulla-Britta Vollhardt: Cube, Walter von (publiziert am 09.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=134&cHash=ba9c4da6ccea396c5b32bf625b6902ef