Der gerade Weg. Deutsche Zeitung für Wahrheit und Recht (1932-1933)

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Verfasst von Paul Hoser

Katholisch-konservative Zeitung aus München

‚Der gerade Weg‘ vom 24.4.1932 | Bayerische Staatsbibliothek München

Der gerade Weg war eine Gründung des ehemaligen bayerischen Archivbeamten Fritz Gerlich. Dieser hatte sich im Ersten Weltkrieg durch alldeutsche Propaganda hervorgetan und war nach der Revolution der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) beigetreten. Beides empfahl ihn einer Gruppe der Ruhrindustrie, die 1920 die Münchner Neuesten Nachrichten kaufte. Gerlich wurde Chefredakteur und richtete die bis dahin liberale Zeitung auf einen rechten Kurs aus, gab sich aber formell weiter demokratisch, um angestammte Leser nicht zu verprellen.

Zeit seines Lebens dachte Gerlich in einem antagonistischen Freund-Feind-Schema und handelte auch entsprechend. So etwa sollten politische Gegner wie die Sozialdemokraten vernichtet werden. Eine Wende trat ein, als er 1927 nach Konnersreuth fuhr, um über den Fall der Therese Neumann zu berichten, der übernatürliche, vielfach als Wunder gedeutete Phänomene zugeschrieben wurden. Die Begegnung war für den im calvinistisch-reformatorischen Glauben erzogenen Gerlich ein Erweckungserlebnis, das ihn für den Katholizismus einnahm. Aus den Münchner Neuesten Nachrichten, wo seine Stellung aufgrund eines Konfliktes mit der Verlagsleitung unhaltbar geworden war, schied er 1928 aus.

Im September 1930 erwarb er zusammen mit dem Fürsten Erich zu Waldburg-Zeil die politisch farblose Münchner Wochenschrift Illustrierter Sonntag und formte sie ab Juli 1931 zu einem Kampfblatt gegen den Nationalsozialismus um, den er jetzt als den gefährlichsten Feind ansah. Im September 1931 trat er zum katholischen Glauben über. Im Januar 1932 änderte er den Titel in: Der gerade Weg. Deutsche Zeitung für Wahrheit und Recht. Der Stil wurde immer mehr der eines reißerischen Sensationsblatts. Typisch war etwa die Schlagzeile „Hat Hitler Mongolenblut?“ vom 17.7.1932.

Laufend präsentierte Gerlich Enthüllungen über die Nationalsozialisten. Einer seiner Informanten war der zwielichtige SA-Agent Georg Bell. Am 9.3.1933, dem Tag der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Bayern, stürmten SA-Trupps die Räume der Zeitung und misshandelten Gerlich; danach kam er in Haft. Vier Tage später wurde sein Blatt verboten. Im Zuge der Mordaktion vom 30.6.1934 wurde er in das KZ Dachau verschleppt und dort nach seiner Ankunft von SS-Angehörigen umgebracht.

Quellen

Morsey, Rudolf: Fritz Gerlich – Ein Publizist gegen Hitler. Briefe und Akten 1930-1934, Paderborn 2010.
Schäfer, Michael: Fritz Gerlich 1883-1934. Publizistik als Auseinandersetzung mit den „Politischen Religionen“ des 20. Jahrhunderts, Diss., München 1998.

Empfohlene Zitierweise

Paul Hoser: Der gerade Weg (Zeitung) (publiziert am 17.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=142&cHash=84757b8344432e93787266175d4adf8c