Deutsche Volkspartei (DVP)

Organizations
Verfasst von Paul Hoser

Nationalliberale Partei, 1918 – 1933

Die Sozialdemokratie ist die Totenschaufel für Preußen und das Reich, Plakat der Deutschen Volkspartei, um 1920

Eine kleine Gruppe der Nationalliberalen aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg schloss sich 1918 / 1919 nicht wie das Gros der deutschnationalen Bayerischen Mittelpartei oder der Bayerischen Volkspartei (BVP) an, sondern stand der DVP im Reich unter der Führung Stresemanns nahe. Die Initiative zur Gründung eines bayerischen Ablegers ging von Geheimrat Hans Sachs aus, einem Rechts- und Staatswissenschaftler in Crailsheim.
Im Gegensatz zur DDP befürwortete die DVP in Bayern eine monarchische Staatsform. Sie fühlte sich den Interessen von Großwirtschaft und Schwerindustrie verbunden und lehnte den in der DDP verfochtenen Gedanken einer sozialen Demokratie ab.

Bei den ersten Landtagswahlen in Bayern vom 17.1.1919 ging sie mit der Mittelpartei eine Listenverbindung ein, doch blieben alle ihre Kandidaten erfolglos. Sachs wurde dann Mitglied des im August 1919 gebildeten Reichswahlausschusses der Partei.
Er war zwar anfangs ein enger politischer Freund Stresemanns, überwarf sich aber mit diesem 1923 wegen dessen realistischer „Erfüllungspolitik“, die ein Arrangement mit den alliierten Siegermächten anstrebte. Sachs wandte sich deshalb der 1924 neu entstandenen Nationalliberalen Landespartei in Bayern zu. Deren Vorsitzender war der Erlanger Universitätsprofessor Friedrich Lent, der es bei den Wahlen von 1920 auf der Liste der DVP nicht in den Landtag geschafft hatte. Außer Sachs und Lent war der ehemalige Bayreuther Oberbürgermeister Leopold von Casselmann eine führende Persönlichkeit in der Partei.

Bei den Landtagswahlen 1924 trat die bayerische DVP zusammen mit der DNVP als „Vereinigte Nationale Rechte“ auf. Direkte Konkurrenz machten ihr die Nationalliberalen. Diesen gelang es, für Lent ein Abgeordnetenmandat zu erringen. Er war dann Mitglied der deutschnationalen Fraktion und wechselte 1928 zur DNVP. Sachs war im Reichstag von 1924 bis 1930 vertreten, seit 1928 ebenfalls für die DNVP. Eine Ausnahme war die DVP in der Pfalz, die dort von 1919 bis 1928 auch die Deutschnationalen repräsentierte. Nur ihr verdankte die Partei, die mit der DNVP eine Fraktion bildete, die Präsenz im Landtag.

Am 15.4.1928 hielt Stresemann in München eine Wahlrede, die die Nationalsozialisten massiv störten. Zwar konnte die DVP bei diesen Reichstagswahlen im Wahlkreis Oberbayern-Schwaben ihre Stimmen fast verdreifachen, was aber insgesamt nicht ins Gewicht fiel. Für die Landtagswahlen 1928 war sie ein Bündnis mit dem Bayerischen Bauern- und Mittelstandsbund eingegangen, was ihr immerhin vier Sitze einbrachte.
Aus Anlass der bayerischen Landtagswahlen von 1932 fusionierte die DVP mit der Wirtschaftspartei - Reichspartei des deutschen Mittelstandes, kam aber nicht mehr in den Landtag.

Empfohlene Zitierweise

Paul Hoser: Deutsche Volkspartei (DVP) (publiziert am 30.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=148&cHash=905e0323f05e5b9c6f7380ce6703021a