Alldeutscher Verband (ADV)

1891 wurde der Alldeutsche Verband (bis 1894: Allgemeiner Deutscher Verband) unter Federführung des Politikers und Publizisten Carl Peters in Berlin gegründet. Etablierte Honoratioren aus Bürgertum und Militär verfolgten damit die Stärkung des deutschen Nationalbewusstseins und die Durchsetzung einer imperialistischen Kolonialpolitik zur Förderung deutscher Interessen im Ausland. In den vierzehntägig erscheinenden Alldeutschen Blättern, dem Verbandspresseorgan, wurden diese Ziele wortgewaltig beworben. Unter dem Vorsitz von Heinrich Claß (1908-1939) erfolgte die antisemitische und expansionistische Radikalisierung des Verbands. So propagierte der ADV schon 1913 die Ausweisung aller Jüdinnen*Juden aus dem Deutschen Reich. Der ADV verstand sich selbst als Koordinator und Vordenker anderer nationaler Vereinigungen. 1922 erreichte der ADV mit ca. 52.000 Mitgliedern seinen Höchststand.

In der Münchner Ortsgruppe zählten der Verleger Julius Friedrich Lehmann, der auch dem deutschen Gesamtvorstand angehörte, Ernst Pöhner (1919-1921 Münchner Polizeipräsident, 1921-1924 Rat am Bayerischen Oberlandesgericht) und Paul Tafel, seit 1920 Vorsitzender des Bayerischen Orrdnungsblocks, zu den namhaften Vertretern und Multiplikatoren im völkisch-nationalistischen Netzwerk. Den Aufstieg der NSDAP und namentlich Hitlers in München beförderte die Ortsgruppe München bis 1923 tatkräftig. Nach dem Hitler-Putsch, den die Alldeutschen als nicht verfassungskonform ablehnten, verlor der ADV zunehmend an Einfluss. Zum offenen Bruch kam es 1932 als sich das ADV-Präsidium gegen die NSDAP aussprach. Zwar existierte der ADV nach der Machtübernahme bis zu seiner erzwungenen Selbstauflösung 1939 weiter, jedoch ohne nennenswerten politischen Einfluss.