Georg Escherich (4.1.1870 Schwandorf – 26.8.1941 München)

Biographies
Verfasst von Brigitte Zuber

Landeshauptmann der bayerischen Einwohnerwehren, Reichshauptmann der Organisation Escherich (Orgesch), Gründer des Bayerischen Heimatschutzes

Georg Escherich (1870-1941), Aufnahme vom 26.9.1920 | Bayerische Staatsbibliothek München/Fotoarchiv Heinrich Hoffmann, hoff-5612

Die Escherichs gehörten der oberpfälzischen Wirtschaftselite an. Georg Escherich war promovierter Forstwissenschaftler, er arbeitete für das Reichskolonialamt und erhielt 1909 das Forstamt Isen. Sein Bruder Karl Leopold war Rektor der Universität München von 1933 bis 1935.

Prinz Leopold von Bayern setzte Escherich 1915 als Militärverwalter im russischen Bialowies (heute polnisch: Białowieża) ein. Von 10.000 vorwiegend Kriegsgefangenen ließ Escherich hier das weltweit größte Holzunternehmen errichten. Als Jagdgastgeber und Kolonialgutachter Wilhelms II. gewann er weiteren Zugang zum alten und neuen Adel. Ende 1918 kehrte er nach Isen zurück. Im April 1919 begann seine Lobbyarbeit für den Verein der deutschen Standesherren. Im September 1919 ernannte ihn das bayerische Innenministerium zum Landeshauptmann der bayerischen Einwohnerwehren. Vom Ringhotel am Sendlinger Tor-Platz in München aus leiteten Escherich und Hermann Kriebel mit fast 500 durch den bayerischen Staat finanzierten Beschäftigen die paramilitärische Bewegung in Bayern und die Orgesch im Reich.
In der Woche nach dem Kapp-Putsch arbeitete Escherich im Polizeipräsidium. In täglicher Kooperation mit General von Möhl und Regierungspräsident von Kahr wurde der Generalstreik der Münchner Arbeiter erstickt. Auch Kardinal Faulhaber sicherte Escherich Unterstützung zu.

Im November 1923 organisierte Escherich den „Notbund bayerischer Wirtschaftsstände“, in dem sich die bayerische Wirtschaftselite zu einer Diktaturplanung zusammenfand. In den Folgejahren reiste er für Abholzungsprojekte in die Türkei, nach Spanien und zu Mussolini nach Italien sowie quer durch Deutschland zu den alten Orgesch-Gruppen. Geschäftsintimus war u.a. Eugen Graf Quadt, ständiger Berater General von Seeckts. In der Wirtschaftskrise wieder überaus aktiv, gründete er den antikommunistischen Bayerischen Heimatschutz, der als Wehrverband galt und sich 1933 wieder auflöste. Danach spielte Escherich politisch keine aktive Rolle mehr. Er pflegte weiterhin die Jagdfreundschaft und den politischen Austausch mit seinen engen persönlichen Freunden wie Oswald Spengler, Fritz Behn und Robert Bosch. Dem NS-Regime gegenüber verhielt er sich im Sinn seiner Tagebucheintragung vom 9.4.1933 stets loyal: „Man muß die gegenwärtige Regierung unterstützen, da bei ihrem Sturze der Bolschewismus die unausbleibliche Folge wäre“ (BayHStA, NL Escherich 20).

Quellen

Bayerisches Hauptstaatsarchiv V, NL Escherich 32, Escherich, Georg: Autobiografisches Manuskript.
Bayerisches Hauptstaatsarchiv V, NL Escherich 6-26, Tagebücher von Georg Escherich 1920-1939.
Nußer, Horst: Konservative Wehrverbände in Bayern, Preußen und Österreich 1918 – 1933, mit einer Biographie von Forstrat Georg Escherich 1870 – 1941, München 1971.

Empfohlene Zitierweise

Brigitte Zuber: Escherich, Georg (publiziert am 29.01.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=197&cHash=7c251ba3840ac31030b8da687693ce83