Hermann Esser (29.7.1900 Röhrmoos/Dachau – 7.2.1981 Dietramszell/Bad Tölz)

Biographies
Verfasst von Oliver Hochkeppel

Nationalsozialistischer Journalist und Politiker, früher Gefolgsmann Hitlers

Erste kommissarische NS-Regierung in Bayern, März 1933. Hermann Esser stehend, 2. v. r. | Stadtarchiv München, NS-00003, Foto: Wilhelm Weiler

Der Sohn eines Eisenbahndirektors meldete sich noch vor seinem Abitur am humanistischen Gymnasium Kempten 1917 als Kriegsfreiwilliger. Nach einjährigem Fronteinsatz nahm Esser ein Studium der Zeitungswissenschaften in München auf. Nachdem er zunächst noch Mitglied der USPD und Volontär der sozialdemokratischen Allgäuer Volkswacht gewesen war, wechselte er die Seite. Er beteiligte sich im Mai 1919 als Angehöriger des Freikorps Schwaben an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik und trat kurz darauf der Deutschen Arbeiterpartei (DAP) bei. Unter Dietrich Eckart wurde er Redakteur beim neu gegründeten Völkischen Beobachter.

Als erster Propagandaleiter der NSDAP organisierte er seit 1921 die Versammlungen der ‚Bewegung‘. Auch beim Hitlerputsch am 9.11.1923 war er in vorderster Front beteiligt. Sofort nach Neugründung der NSDAP 1925 trat er wieder in die Partei ein, erhielt die Mitgliedsnummer 2 und wurde erneut Propagandaleiter. Esser geriet jedoch mit anderen führenden Nationalsozialisten wie Otto und Gregor Straßer in Streit und verlor ab 1926 zunehmend Hitlers Gunst. Trotzdem bekleidete er repräsentative und einträgliche Posten: Von 1926 bis 1932 war er Herausgeber des Illustrierten Beobachters, 1929 kam er in den Münchner Stadtrat, 1932 wurde er Abgeordneter (und vorübergehend Präsident) des Bayerischen Landtags.

1933 zog Esser in den Reichstag ein, wo er bis 1945 einer der Vizepräsidenten war. Im März 1934 wurde er außerdem bayerischer Wirtschaftsminister und Chef der Staatskanzlei. Diese einflussreichen Ämter verlor er 1935 nach einer gescheiterten Intrige gegen Gauleiter Adolf Wagner sowie wegen einer Korruptions- und einer Scheidungsaffäre. Als Kompensation für den Machtverlust bekam er im April 1936 die Leitung des neuerrichteten Reichsfremdenverkehrs-Verbands übertragen, von 1939 bis 1945 war er zusätzlich auch Staatssekretär für Fremdenverkehr im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda.

Die Hauptspruchkammer München verurteilte Esser im August 1949 in Abwesenheit als Hauptschuldigen zu fünf Jahren Arbeitslager. Im September wurde er von den deutschen Behörden in Gewahrsam genommen, nachdem er in einer Münchner Zeitschrift eine Artikelserie geschrieben hatte, 1952 aber vorzeitig entlassen. Esser arbeitete später in leitender Position beim Amtlichen Bayerischen Reisebüro.

Quellen

Richter, Jana: Hermann Esser, in: Weiß, Hermann (Hg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, Frankfurt a. M. 1998.
Frei, Norbert: Nationalsozialistische Eroberung der Provinzpresse. Gleichschaltung, Selbstanpassung und Resistenz in Bayern, Stuttgart 1980.

Empfohlene Zitierweise

Oliver Hochkeppel: Esser, Hermann (publiziert am 11.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=199&cHash=bb49c294cf7b0ab92fe16ebd62c0a3a1