Marianne Fischer stammte aus einer Schausteller- und Musikerfamilie, die Ende der 1930er-Jahre von Hannover nach Süddeutschland zog. Die Eltern hatten die Hoffnung, dort weniger stark von den Nationalsozialisten diskriminiert zu werden. Marianne Fischer war in der Schule als begabte Sportlerin aufgefallen und hatte einen großen Freundeskreis.
Am 8.3.1943 wurden Marianne und ihr Bruder Alois Fischer von der Polizei aus der Eggenfeldener Schule geholt und mit den anderen Familienmitgliedern in einem Sondertransport ins Münchner Polizeigefängnis gebracht, von wo aus sie wenig später ins ‚Zigeunerlager‘ Auschwitz-Birkenau deportiert wurden. Der Besitz der Familie wurde beschlagnahmt und versteigert. Einen Teil der Möbel bekamen bombengeschädigte Münchner.
Aufgrund der katastrophalen Bedingungen im Lager starben Mariannes jüngere Brüder schon nach wenigen Wochen. Hugo „Bubelein“ Fischer wurde nur zwei Jahre alt. Der Bruder Adolf Heinz „Dänemann“ Fischer starb kurz vor seinem sechsten Geburtstag. Auch der Vater Hugo Eduard Fischer kam 1943 in Auschwitz-Birkenau ums Leben.
Im August 1944 wurde die Familie voneinander getrennt. Die Frauen wurden ins KZ Ravensbrück und im Frühjahr 1945 ohne ausreichend Nahrung, Wasser und sanitäre Einrichtungen über das KZ Mauthausen ins KZ Bergen-Belsen verschleppt. Der Bruder Wilhelm Fischer musste im unterirdischen Stollenbau des KZ Mittelbau-Dora schwerste Zwangsarbeit leisten. Mit Auflösung des Lagers wurde er ebenfalls ins KZ Bergen-Belsen gebracht. Der nicht einmal 15-jährige Alois Fischer wurde u.a. im KZ Sachenhausen festgehalten. Truppen der Roten Armee befreiten ihn im April 1945 auf einem „Todesmarsch“.
Nach dem Krieg lebten die Mutter Dina Fischer und die vier überlebenden Kinder wieder in München und Eggenfelden. Im Dezember 1946 heiratete Marianne Fischer Bernhard Seeger, der 1943 ebenfalls ins ‚Zigeunerlager‘ Auschwitz-Birkenau deportiert worden war. Die Familie kehrte Ende der 1940er-Jahre nach Hannover zurück, wo Marianne Seeger unter anderem als Händlerin arbeitete. Sie musste bis 1965 um Entschädigungszahlungen kämpfen.
Zitat Marianne Seeger, 1994:
„Ich mußte über Leichen steigen, wenn ich auf die Toilette gehen wollte, [...]. Man wird nie damit fertig. Immer dachten wir, wir werden vergast. Man kann das weder verstehen noch vergessen.“ (Landesamt für Finanzen, Entschädigungsakt EG 32989)