Max Frauendorfer (14.6.1909 München – 25.7.1989 Tutzing)

Biographies
Verfasst von Ulla-Britta Vollhardt

Jurist, NS-Funktionär, bundesdeutscher Politiker (CSU)

Protest vor der Universität München gegen das Nachrücken des ehemaligen NS-Funktionärs Max Frauendorfer in den Deutschen Bundestag, Januar 1963 | Stadtarchiv München, FS-NL-SCHO-52486, Foto: Georg Schödl

Der Anwaltssohn studierte in München, Berlin und Erlangen Nationalökonomie, Zeitungs- und Rechtswissenschaften und wurde 1933 zum Dr. jur. promoviert. Bereits 1928, unmittelbar nach seinem Abitur am humanistischen Ludwigsgymnasium in München, war Frauendorfer der NSDAP und der SS beigetreten und engagierte sich aktiv in der NS-Bewegung. Der junge Jurist, Inhaber des Goldenen Parteiabzeichens, machte bis Mitte der 1930er-Jahre schnell Karriere innerhalb der Reichsleitung der NSDAP.

1934 wurde er zum Reichsschulungsleiter der NSDAP und Schulungsleiter der Deutschen Arbeitsfront (DAF) ernannt, 1935 zum SS-Obersturmbannführer befördert. 1936 wechselte Frauendorfer in Hans Franks Reichsrechtsamt der NSDAP. Nach Kriegsbeginn folgte er Frank in das neu geschaffene Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete, wo er als Leiter der Arbeitsverwaltung für die Zwangsrekrutierung von polnischen und jüdischen Arbeitskräften verantwortlich zeichnete. In dieser Position geriet er zunehmend in Konflikt mit den SS- und Polizeibehörden, da die von diesen betriebene Vernichtungspolitik einer konsequenten Ausnutzung der Arbeitskraft jener Menschen entgegenstand. Ende 1942 wurde er beurlaubt und meldete sich zur Wehrmacht.

Bei Kriegsende tauchte Frauendorfer unter, um einer Auslieferung an Polen zu entgehen, und lebte unter falschem Namen im Allgäu und in München. 1950 beendete er sein Leben in der Illegalität und unterzog sich einem Entnazifizierungsverfahren. Gegen seine Einstufung als ‚Belasteter‘ legte Frauendorfer Berufung ein. Dank prominenter Fürsprecher und seiner Selbststilisierung zum Widerstandskämpfer wurde das Verfahren 1951 eingestellt. Er begann eine neue Karriere in der Privatwirtschaft und stieg schnell in die Leitungsebene der Allianz-Versicherung in München auf.

1956 trat er in die CSU ein. 1958 kandidierte er für den Bayerischen Landtag, musste die Kandidatur nach Bekanntwerden seiner NS-Vergangenheit allerdings zurückziehen. 1961 wurde Frauendorfer aufgrund seiner guten Kontakte zur Wirtschaft zum stellvertretenden Landesschatzmeister der CSU gewählt und erneut nominiert, diesmal für die Wahl zum Deutschen Bundestag. Als er 1963 als Nachrücker sein Mandat wahrnehmen wollte, scheiterte er jedoch abermals am anhaltenden Protest einer kritischen Öffentlichkeit. In der Folge verlor Frauendorfer seine leitende Stellung in der Allianz ebenso wie sein Parteiamt. Ein 1963 eingeleitetes Ermittlungsverfahren wegen mutmaßlicher NS-Verbrechen wurde allerdings ohne Anklage eingestellt. Frauendorfer lebte bis zu seinem Tod zurückgezogen am Starnberger See.

Quellen

Eichmüller, Andreas: Die SS in der Bundesrepublik. Debatten und Diskurse über ehemalige SS-Angehörige 1949-1985, München 2018.
Schlemmer, Thomas: Grenzen der Integration. Die CSU und der Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit – der Fall Dr. Max Frauendorfer, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 48, 2000, S. 675-742.
Schlemmer, Thomas: Löcher im Mantel des Vergessens. Die gebrochene Karriere des Dr. Max Frauendorfer zwischen NSDAP und CSU, in: Hajak, Stefanie/Zarusky, Jürgen (Hg.): München und der Nationalsozialismus. Menschen, Orte, Strukturen, München 2008, S. 335-365.

Empfohlene Zitierweise

Ulla-Britta Vollhardt: Frauendorfer, Max (publiziert am 18.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=233&cHash=df66afa6cfded8c7736fb05b7f5e9b28