Johann Fried (3.12.1908 München – 9.7.1977 Stockholm)

Biographies
Verfasst von Margrit Grubmüller/Kurt Lehnstaedt

Sozialdemokratischer Widerstandskämpfer, Verteiler von Sopade-Schriften, nach 1945 Münchener Stadtrat der SPD

Hans Fried | StadtAM, Per-Fried-Hans

Der Schreiner Johann Fried war SPD-Mitglied seit 1929. Zusammen mit Josef Schober und Josef Linsenmeier bildete er im Münchner Westen eine Widerstandsgruppe, um illegale Druckschriften der Sopade (Exil-SPD in der Tschechoslowakei) zu verteilen, die sie seit Herbst 1933 von einer Regensburger Widerstandsgruppe erhielt. Die Gruppe gab diese Schriften an ehemalige SPD-Mitglieder in ihrem Umkreis weiter und kassierte dafür auch geringe Beträge, die sie nach Regensburg weiterleitete. Anfang Mai 1934 fuhren Fried und Linsenmeier in die Tschechoslowakei, wo sie mit Waldemar von Knoeringen vereinbarten, dass der Schriftenvertrieb über Fried direkt laufen solle. Dazu kam es nicht mehr, da nach der Regensburger auch die Münchner Gruppe verraten und verhaftet worden war.

Am 30.5.1934 wurde Fried durch die Bayerische Politische Polizei (BPP) in Polizeihaft genommen, war ab dem 11.6.1934 im Gefängnis München, Am Neudeck, und dort vom 18.07.1934 bis 18.10.1934 in Untersuchungshaft. Fried war gemeinsam mit Linsenmeier und Schober vor dem Oberlandesgericht München angeklagt wegen des Verdachts auf Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens zur gewaltsamen Änderung der Verfassung, Verbreitung von Druckschriften und deren Einführung aus dem Ausland, durch die der Tatbestand des Hochverrats begründet wird: ein fortgesetztes, in Mittäterschaft begangenes Verbrechen nach dem Gesetz zur Gewährleistung des Rechtsfriedens. Das Urteil vom 18.10.1934 lautete: zwei Jahre Zuchthaus abzüglich drei Monate Untersuchungshaft, fünf Jahre Ehrverlust. Fried verbüßte die Strafe in Straubing und Amberg vom 18.10.1934 bis zum 18.7.1936.

Nach der Entlassung aus dem Zuchthaus wurde er im KZ Dachau bis 5.10.1938 in ‚Schutzhaft‘ genommen. Im Sommer 1942 war er erneut zwei Wochen in ‚Schutzhaft‘ und absolvierte seinen Kriegsdienst vom 2.2.1943 bis zum 8.5.1945 in der Bewährungseinheit 999, einem Strafbataillon für Soldaten, denen u.a. wegen politischer Straftaten die ‚Wehrwürdigkeit‘ aberkannt worden war. Fried war von 1956 bis 1972 Stadtrat in München.

Quellen

Staatsarchiv München, GenStanw 3071.
Bayerisches Landesamt für Finanzen München, LEA 651/I/417.

Empfohlene Zitierweise

Margrit Grubmüller/Kurt Lehnstaedt: Fried, Johann (publiziert am 16.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=244&cHash=7f4c794675167872d1ca3d1b4eae3cc1