Karl Gareis (14.11.1989 Regensburg – 9.6.1921 München)

Biographies
Verfasst von Sabine Schalm

Landtagsabgeordneter der USPD, Fememordopfer

Karl Gareis, Sohn eines Forstrats, studierte von 1908 bis 1912 Geschichte, Philosophie und Philologie in München, Leipzig und Berlin. Daran schloss er seine Ausbildung zum Gymnasiallehrer an. Am Ersten Weltkrieg nahm er ab 1914 teil und kehrte im Oktober 1917 verwundet zurück. Durch seine Kriegserlebnisse zum überzeugten Pazifisten geworden, trat er im selben Jahr der USPD, der linken Abspaltung der SPD, bei.

Seinen Lebensunterhalt bestritt er als Aushilfslehrer an verschiedenen Gymnasien. Während der Rätezeit in München war er im Februar/März 1919 Mitglied des Rätekongresses. Nach der Niederschlagung der Räterepublik arbeitete er am Gymnasium in Pasing. Politisch engagierte er sich auch im Landesvorstand Bayern der freien Lehrergewerkschaft. Seit Juni 1920 war er Mitglied des Bayerischen Landtags und Fraktionsvorsitzender der USPD.

Jedweder Form von Demagogie und Gewalt als Mittel der Politik trat Gareis entgegen. Maßgeblich setzte er sich für einen Untersuchungsausschuss zur Aufdeckung illegaler Aktivitäten der Einwohnerwehren und beteiligter Polizeidienststellen ein, der im Oktober 1920 seine Arbeit aufnahm. Bis zu seinem Tod trat er vehement für die Auflösung der Einwohnerwehren ein. Wegen seines politischen Engagements wurde Karl Gareis 1921 Ziel bösartiger Berichterstattungen des Miesbacher Anzeigers. So war am 3.6.1921 zu lesen: „Wer da nicht kotzen muß, der braucht ja dann bloß die Rede des Gareis zu lesen.“

Am 9.6.1921 wurde Karl Gareis in der Freystraße vor seiner Schwabinger Wohnung von einem unbekannten Mann niedergeschossen und starb noch in derselben Nacht. Trotz ernstzunehmender Anhaltspunkte, die eine aus dem Umkreis der Organisation Consul heraus verübte Mordtat wahrscheinlich machten, wurden der Täter nicht gefasst und die Ermittlungen eingestellt. Die Ermordung von Karl Gareis als politisch motiviertes Verbrechen zählt zu den sogenannten Fememorden, die von 1918 bis 1923 von rechtsradikalen Gruppierungen verübt wurden.

Quellen

Hofmann, Ulrike Claudia: Der Tod von Karl Gareis. Fememorde in Bayern in den zwanziger Jahren, in: Oberbayerisches Archiv, 126, 2002, S. 229-247.
„Karl Gareis“, in: Haus der bayerischen Geschichte, Parlamentsdatenbank. URL: <http://www.hdbg.de/parlament/content/persDetailPrint.php?id=604> (zuletzt aufgerufen am 3.11.2014).
Schröder, Joachim (Hg.): Die Münchner Polizei und der Nationalsozialismus, Essen 2013.

Empfohlene Zitierweise

Sabine Schalm: Gareis, Karl (publiziert am 31.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=253&cHash=a681e62510934eff182f5976af0ac2b3