Quellen
Staatsarchiv München, Spruchkammerakten, Karton 487, Gassner, Georg, geb. 26.11.1905 in München.
Admission free
Gestapomitarbeiter im Referat für Judenangelegenheiten
Der gelernte Buchbinder, der zwischen 1931 und 1933 erwerbslos war und bis 1939 für den Verlag der Münchner Neuesten Nachrichten arbeitete, bewarb sich im Sommer 1940 auf eine Stellenausschreibung bei der Deutschen Polizei, möglicherweise auch direkt bei der Geheimen Staatspolizei. Zur Verbesserung seiner Anstellungschancen trat er zeitgleich der NSDAP bei. Neben einem festen regelmäßigen Gehalt konnte Gassner hier mit einer uk-Stellung rechnen, die ihm einen Fronteinsatz ersparte. Er begann seine Tätigkeit für die Gestapo in deren Kartothek im November 1940 und wechselte später als Sachbearbeiter ins Referat für Judenangelegenheiten. Dort war er für die Vernehmung von Jüdinnen*Juden, „Mischlingen“ und „jüdisch Versippten“ sowie für die Abholung vor der Deportation zuständig. Zu seinen Verhörmethoden gehörten Schläge und Fußtritte. Dabei verhöhnte und bedrohte er seine Opfer, einige forderte er sogar zum Selbstmord auf. In zahlreichen Fällen bereicherte er sich an den Betroffenen, entwendete oftmals unmittelbar vor der Deportation Wertgegenstände, Hausrat und Lebensmittel.
Gassner, von Juli 1945 bis März 1948 in Internierungshaft, versuchte zunächst, sich als einen untergeordneten Büromitarbeiter darzustellen, der nie mit Verfolgten zu tun gehabt habe. Bei seinem Spruchkammerverfahren, bei dem zahlreiche Überlebende befragt wurden, erklärte er zu seiner Verteidigung, er habe nur seinen „Dienst getan, wie dies jeder Deutsche im dritten Reich getan hat“. Er wurde im Entnazifizierungsverfahren in die Gruppe der „Hauptschuldigen“ eingestuft und zu sechs Jahren Arbeitslager verurteilt, die schließlich aber auf drei Jahre reduziert wurden. Ein Strafprozess wegen Körperverletzung im Amt, Amtsunterschlagung und versuchter Erpressung im Amt führte zu einer 14-monatigen Haftstrafe. Über sein weiteres Leben ist nichts bekannt.
Zitat Georg Gassners 1949: „Meinen Dienst bei der Gestapo habe ich als gewissenhafter Mensch erfüllt, schließlich war die Polizei kein Gesangverein. Ich hatte den Auftrag von meinem Chef, die Leute zu vernehmen und herbeizuholen und das habe ich getan.“
Staatsarchiv München, Spruchkammerakten, Karton 487, Gassner, Georg, geb. 26.11.1905 in München.