Quellen
Stadtarchiv
München (Hg.): Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden
1933-1945, Bd.1, München 2003.
Admission free
Kaufmann, Holocaust-Opfer
Der Kaufmann Isaak Gottlieb zog 1899 nach München, wo er u.a. in der Hohenzollernstraße 97 wohnte. Seine Ehefrau Eugenie, geb. Rehberger, die aus Ungarn stammte, brachte in München zwei Söhne zur Welt: 1903 Ernst Emanuel und 1905 Otto. Während des Ersten Weltkriegs war Isaak Gottlieb bei den Pionieren eingesetzt. Seit Mai 1930 unterhielt er in der Münchner Feilitzschstraße 13 ein Einheitspreisgeschäft, das seinen Namen trug und in dem 38 Menschen beschäftigt waren.
Mit dem Novemberpogrom 1938 wurde sein Handel mit Waren des täglichen Bedarfs, darunter Lebensmittel, alkoholische Getränke, Schreib- und Spielwaren, verboten. Das Warenlager ging an ein nicht-jüdisches Einheitspreisgeschäft, Lebensmittel und Spielwaren wurden einfach konfisziert und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) übergeben. Isaak Gottlieb selbst wurde für vier Wochen im KZ Dachau inhaftiert und war im Rahmen der „Arisierung“ gezwungen, sein gesamtes Vermögen einer NSDAP-Verwertungsgesellschaft zu überschreiben. Sein Einheitspreisgeschäft meldete er am 5.1.1939, nach seiner Entlassung aus dem KZ, rückwirkend zum 10.11.1938 ab.
Der ältere Sohn Ernst Emanuel floh im November 1938 in die USA, der jüngere Sohn Otto hatte angesichts der immer geringeren Lebens- und Arbeitschancen für Jüdinnen*Juden in Deutschland das Land schon einige Zeit zuvor verlassen und Wohnsitz in Johannesburg in Südafrika genommen. Eugenie Gottlieb starb 1939. Auch Isaak Gottlieb versuchte zu emigrieren, doch es gelang ihm nicht, die Vielzahl an finanziellen Auflagen zu überwinden, die Jüdinnen*Juden von behördlicher Seite auferlegt wurden.
Im Dezember 1941 musste er zwangsweise in das Barackenlager Knorrstraße ziehen. Am 4.4.1942 wurde er mit der zweiten Münchner Deportation nach Piaski im Distrikt Lublin des Generalgouvernements verschleppt, wo deutsche, polnische und tschechische Jüdinnen*Juden unter primitivsten Bedingungen dahinvegetierten. Aus dem Durchgangsghetto Piaski wurden laufend Transporte in die Vernichtungslager Belzec, Sobibor und Treblinka zusammengestellt. Es ist anzunehmen, dass Isaak Gottlieb in einem dieser Vernichtungslager zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet wurde.
Stadtarchiv
München (Hg.): Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden
1933-1945, Bd.1, München 2003.