Willi Graf (2.1.1918 Kuchenheim/Euskirchen – 12.10.1943 München-Stadelheim)

Biographies
Verfasst von Elisabeth Kraus

Mitglied der ‚Weißen Rose‘

Willi Graf (1918-1943) | SZ Photo, 00004626

Willi Graf, der mit seinen zwei Schwestern in einem katholischen Elternhaus in Saarbrücken aufwuchs, stieß 1929 zu einer Jungenschaftsgruppe des katholischen Schülerbundes ‚Neudeutschland‘. 1934 schloß er sich dem Jugendbund ‚Grauer Orden‘ an, einer liturgischen Bewegung von jungen Laien um den Theologen Romano Guardini, und nahm an illegalen Fahrten und Lagern teil. Fest im katholischen Milieu verwurzelt, ging Graf von Beginn an auf Distanz zum Nationalsozialismus. Nach dem Abitur 1937 in Saarbrücken leistete er seinen Arbeitsdienst in Dillingen/Saar ab und begann danach ein Medizinstudium in Bonn. Im Januar 1938 war er wegen seiner Aktivitäten in der bündischen Jugendbewegung für zwei Wochen in Untersuchungshaft.

Mit Kriegsbeginn wurde er als Infanterist eingezogen, ab Januar 1940 in der Wehrmacht zum Sanitäter ausgebildet und zunächst in Frankreich und Belgien, ab Mai 1941 an der Ostfront eingesetzt. Im April 1942 wurde Graf zur Fortsetzung des Medizinstudiums in die 2. Münchener Studentenkompanie abgeordnet. Hier lernte er Hans Scholl, Alexander Schmorell, Christoph Probst und weitere Personen aus dem Kreis der ‚Weißen Rose‘ kennen und absolvierte mit Scholl und Schmorell von Ende Juli bis Ende Oktober 1942 eine Feldfamulatur an der Ostfront.

Seit Anfang Dezember 1942 war Willi Graf in die Diskussionen der Gruppe einbezogen. 
In den Weihnachtsferien 1942 unternahm Graf mehrere Reisen in andere Städte, bei denen er in seinem alten Freundeskreis der Bündischen Jugend um Mitstreiter*innen warb. Er beteiligte sich an der Ausarbeitung des fünften Flugblattes der ‚Weißen Rose‘ und bemühte sich bei einer Reise vom 20. bis 24.1.1943, mit Flugblättern der Widerstandsgruppe im Gepäck, erneut um Unterstützung durch Freunde in Köln, Bonn, Saarbrücken, Freiburg und Ulm. Im Februar 1943 brachte er Freiheitsparolen in der Münchener Innenstadt an und war in Herstellung und Verbreitung des sechsten Flugblattes der ‚Weißen Rose‘ involviert.

Die Gestapo nahm Willi Graf am 18.2.1943 in München fest. Wie die anderen Gruppenmitglieder auch, wurde er wegen Vorbereitung zum Hochverrat, Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung angeklagt. Der Volksgerichtshof verurteilte ihn gemeinsam mit Kurt Huber und Alexander Schmorell am 19.4.1943 in München zum Tode. Fast ein halbes Jahr lang versuchte die Gestapo vergebens, Namen von Mitstreiter*innen aus ihm herauszupressen. Willi Graf wurde am 12.10.1943 im Strafgefängnis München-Stadelheim durch das Fallbeil enthauptet.

Quellen

Graf, Willi: Briefe und Aufzeichnungen, hg. v. Anneliese Knoop-Graf und Inge Jens. Frankfurt am Main 1988.
Blaha, Tatjana: Willi Graf und die Weiße Rose. Eine Rezeptionsgeschichte, München 2003.
Goergen, Peter: Willi Graf – Ein Weg in den Widerstand, 2. Aufl., St. Ingbert 2009.

Empfohlene Zitierweise

Elisabeth Kraus: Graf, Willi (publiziert am 12.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=284&cHash=5550654e4907aff63c1705faf77cb3b1