Quellen
Staatsarchiv München, Spruchkammerakten, Karton 558, Grimm, Gerhard, geb. 1.12.1910 in Freiburg im Br.
Admission free
Gestapomitarbeiter für religiöse und jüdische Angelegenheiten
Nach abgebrochenem Besuch des Gymnasiums und einer Ausbildung als Gebrauchsgrafiker an den Kunstschulen in Offenbach am Main und München fand Gerhard Grimm keine Anstellung. Anfang 1933 trat er der NSDAP bei, ein Jahr später war er Angestellter bei der Bayerischen Politischen Polizei, wenig später wurde er SS-Mitglied. Spätestens seit 1941 war er als Sachbearbeiter für religiöse Angelegenheiten und Sekten bei der Münchner Gestapo tätig, zeitweise auch im Judenreferat. In dieser Funktion war er zuständig für Vernehmungen, Verhaftungen und Hausdurchsuchungen, insbesondere von Zeugen Jehovas und Jüdinnen*Juden.
Grimm galt als einer der brutalsten und von sadistischen Neigungen getriebenen Gestapomitarbeiter*innen, der seine Opfer durch Schläge, u.a. mit Stahlruten, sowie durch Fußtritte schwer misshandelte und sie durch gröbste Beleidigungen demütigte. Mindestens eine Person überlebte diese Folterungen nicht. Mehrfach drohte er seinen Opfern an, sie eigenhändig zu töten. Er bereicherte sich in zahlreichen Fällen bei Hausdurchsuchungen und nahm Jüdinnen*Juden vor ihrer Deportation Lebensmittel zum eigenen Verbrauch ab. Bei seiner Verhaftung im Mai 1945 wurde ein riesiges Lager mit Wertgegenständen gefunden. Grimm befand sich bis September 1949 in Internierungshaft. In seinem Entnazifizierungsverfahren wurde er in die Gruppe der „Hauptschuldigen“ eingestuft und zu sechs Jahren Arbeitslager verurteilt. Das Strafmaß reduzierte man später auf vier Jahre, die durch die Internierungshaft als verbüßt galten. Über sein weiteres Leben ist nichts bekannt.
Staatsarchiv München, Spruchkammerakten, Karton 558, Grimm, Gerhard, geb. 1.12.1910 in Freiburg im Br.