Werner Grubes Eltern, die aus einer seit Jahrhunderten in Unterfranken ansässigen jüdischen Familie stammende Krankenschwester Clementine, geb. Meyer, und der Dekorationsmaler Franz Grube, Sohn einer evangelischen Familie aus Barten (Ostpreußen), hatten sich in der Israelitischen Privatklinik in der Hermann-Schmid-Straße kennengelernt. Sie heirateten 1929 in München und bekamen drei Kinder: Werner wurde 1930, Ernst 1932 und die Nachzüglerin Ruth 1938 geboren. Zunächst wohnte die Familie in Kleinwohnungen, 1935 konnte sie aber eine Gemeindewohnung mit drei Zimmern neben der Hauptsynagoge in der Herzog-Max-Straße 3 beziehen. Dort verbrachte Werner Grube seiner Erinnerung nach schöne Kinderjahre.
Die Familie wurde 1938 von den Maßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung erfasst: Als im Juni 1938 die Hauptsynagoge abgerissen wurde, wollte die Stadt München auch die benachbarte Gemeindewohnung der Familie Grube räumen lassen. Der Familienvater wehrte sich zwar heftig dagegen, nachdem die Stadt aber auch Wasser und Heizung abgestellt hatte, wurde die Bleibe unbewohnbar. Werner Grube kam zusammen mit seinen Geschwistern, Ernst und das vier Monate alte Baby Ruth, einen Tag vor der Pogromnacht in das Kinderheim in der Antonienstraße. Am 30.6.1942 wurde die israelitische Schule in der Herzog-Rudolf-Straße geschlossen. „Dieses Zeugnis gilt als Entlassungszeugnis“ (Macek, S. 132) stand lapidar auf dem Papier, welches das Ende der fünfjährigen Schulbildung von Werner dokumentierte, von wenigen Unterrichtsstunden bei den Armen Schulschwestern im Keller des Anger-Klosters am St. Jakobs-Platz einmal abgesehen. Werner Grube musste die Deportationen der Schulfreunde und der meisten Kinder im Antonienheim miterleben und kam nach der Liquidierung des Kinderheims im April 1942 mit seinen Geschwistern und zehn weiteren verbliebenen Heimkindern in das Sammellager Milbertshofen. Auch dieses Lager wurde im Sommer aufgelöst; die meisten Juden waren deportiert worden. Die Grube-Geschwister kamen nun in die „Heimanlage für Juden“ in Berg am Laim. Nach der Deportation der letzten ehemaligen Heimkinder im März 1943 nach Auschwitz durften die Geschwister wieder heim zu ihren Eltern – fünf Jahre, nachdem sie von ihnen getrennt worden waren. Ein richtiges Familienleben jedoch erlaubten die diversen Notbehausungen mitten im Bombenkrieg und der Geldmangel nicht. Anfang Februar 1945 kam die „Gestellungsanordnung“ für Mutter Clementine und die Kinder. Nichts hatte dies verhindern können, weder der Antrag des Vaters auf rechtliche Gleichstellung mit „jüdischen Mischlingen ersten Grades“, noch die katholische „Nottaufe“ der Kinder, noch das durch eine Milchspritze selbst hervorgerufene hohe Fieber der Mutter. Am 21.2.1945 wurden die Mutter und die drei Kinder nach Theresienstadt deportiert, der Vater blieb zurück. Der halbwüchsige Werner musste im KZ Arbeitsdienste verrichten; auch das Ziehen von Leichenkarren gehörte dazu. Nach der Befreiung durch die Rote Armee am 8.5.1945 gelang es ihm, zu Fuß nach München zurückzukehren; er wog weniger als 40 Kilo und musste im Krankenhaus eine Typhus-Infektion auskurieren. Bei seinem Vater lernte er das Malerhandwerk. 1949 emigrierte Werner in die USA – enttäuscht über Nachkriegsdeutschland und die Menschen, die sich der Verantwortung für die Verbrechen der NS-Zeit durch „ostentative Ahnungslosigkeit“ (Peter Longerich) zu entziehen verstanden. Doch bald kehrte Werner Grube wieder nach München zurück. 1953 heiratete er Gisela Hagl, mit der er zwei Kinder, Bernhard und Edith, bekam. Er blieb seinen sozialistischen Überzeugungen treu und kämpfte als Zeitzeuge gemeinsam mit zunächst wenigen, dann vielen anderen gegen das Vergessen. Initiativen für Gedenktafeln, Stadtteil-Geschichtswerkstätten, Dokumentationen, die Initiative zur Benennung des Curt-Mezger-Platzes und zuletzt der Kampf für die Verlegung von Stolpersteinen in München prägten seit Mitte der 1980er-Jahre sein Leben.