Max von Gruber (6.7.1853 Wien – 16.9.1927 Berchtesgaden)

Biographies
Verfasst von Sabine Schalm

Völkisch-nationalistischer Arzt und Hygieniker

Max von Gruber (1853-1927), Aufnahme undatiert | Bayerische Staatsbibliothek München/Porträt- und Ansichtensammlung, port-006137

Max von Gruber wuchs in Wien in einer großbürgerlichen Intellektuellenfamilie auf und studierte wie sein Vater Medizin. 1882 habilitierte er sich für Hygiene in Wien und wurde zwei Jahre später außerordentlicher Professor in Graz. 1887 wurde er als Direktor des Hygiene-Instituts nach Wien berufen. In München übernahm er 1902 bis zu seiner Emeritierung 1923 den Pettenkoferschen Lehrstuhl und die Leitung des Hygiene-Instituts München.

Der renommierte Wissenschaftler Max von Gruber gilt als ein Mitbegründer der modernen Hygiene und hatte in Bayern großen Anteil an der Bekämpfung der epidemischen Krankheiten Typhus und Cholera. Besonders eingehend beschäftigte er sich mit Fragen der Schul- und Sexualhygiene, Wohnungsreform und Stadtsanierung. 1907 war Max von Gruber Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene und zwischen 1910 und 1922 ihr Vorsitzender.

Politisch engagierte sich der „radikal völkisch-konservativ-rechts gesonnene“ (Kudlien, S. 374) Max von Gruber im Alldeutschen Verband und im Vorstand der 1917 gegründeten Deutschen Vaterlandspartei (DVLP). Die Partei propagierte in ihrem radikal-nationalistischen Programm aggressive Kriegs- und Expansionsziele. Max von Gruber war Teil des völkisch-nationalistischen Netzwerks Münchens und pflegte neben Emil Kraepelin, Alfred Ploetz und Ernst Rüdin Kontakte mit dem Verleger Julius Lehmann und dem Historiker Karl Alexander von Müller. 1923 wurde Max von Gruber Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Viele von Grubers Grundüberzeugungen, insbesondere die Ablehnung der Demokratie, deckten sich mit dem Gedankengut der frühen Hitlerbewegung. Vor allem seine hygienischen und rassenkundlichen Anschauungen nahmen die führenden Nationalsozialisten in ihre Rassenideologie auf.

Quellen

Kröner, Hans-Peter: Max von Gruber, in: Gerabek, Werner/Haage, Bernhard u.a. (Hg.): Enzyklopädie Medizingeschichte, Berlin 2005, S. 513.
Kudlien, Fridolf: Max von Gruber und die frühe Hitlerbewegung, in: Medizinhistorisches Journal, 17 (1982), S. 373-389.
Müller, Karl Alexander von: Im Wandel einer Welt. Erinnerungen 1919-1932, hg. von Otto Alexander von Müller, München 1966.
Puschner, Uwe: Wissenschaft und Weltanschauung. Max von Gruber, in: Paul, Ina Ulrike/ Schraut, Sylvia (Hg.): Rassismus in Geschichte und Gegenwart. Eine interdisziplinäre Analyse, Festschrift für Walter Demel, Frankfurt am Main 2018, S. 45–80.

Rath, Gernot: Gruber, Max Franz Maria Ritter von, in: Neue Deutsche Biographie, 7, 1966, S. 177 f. URL: <http://www.deutsche-biographie.de/pnd116887311.html> (zuletzt aufgerufen am 16.08.2023).

Empfohlene Zitierweise

Sabine Schalm: Gruber, Max von (publiziert am 19.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=293&cHash=a785fabcd000c4b3c9961e8e5ddabb48