Die mit einem Zuschneider verheiratete Rosa Günther trat 1920 mit 34 Jahren aus der katholischen Kirche aus und den Ernsten Bibelforschern, ab 1931 Zeugen Jehovas, bei. 1933 verstarb ihr Mann, drei Jahre später kam es zu ihrem ersten Konflikt mit dem NS-Regime. Rosa Günther ging am 23.7.1936 mit weiteren Zeugen Jehovas als Zuhörerin zu einem Bibelforscherprozess, um einen angeklagten Glaubensangehörigen moralisch zu unterstützen. Trotz Aufforderung durch den Gerichtsvorsitzenden verweigerte sie wie die gesamte Gruppe den Hitlergruß. Rosa Günther wurde zu zwei Tagen Haft verurteilt, aber erst nach drei Monaten aus dem Gefängnis entlassen. Davon unbeeindruckt verbreitete sie in München am 12.12.1936 die „Resolution“ und am 20.6.1937 den „Offenen Brief“. Dabei handelte es sich um Protestflugblätter gegen die Verfolgung der Religionsgemeinschaft durch die NS-Regierung, die die Zeugen Jehovas im ganzen Deutschen Reich verbreiteten. Am 1.7.1937 wurde Rosa Günther erneut verhaftet und mit Urteil vom 14.9.1937 zu einer Gefängnisstrafe von sechs Monaten verurteilt. Nach der Haftzeit wurde sie aber nicht entlassen, sondern in das Konzentrationslager Moringen überführt. Es folgten Inhaftierungen in den Konzentrationslagern Lichtenburg, Ravensbrück und Auschwitz, wo ihr langer Leidensweg von fünfeinhalb Jahren mit dem Tod endete. Im Archiv des Museums Auschwitz befindet sich ihre Sterbeurkunde. Ein Stolperstein an der Isartalstraße 34 in München erinnert an den Mut und die Leiden von Rosa Günther.