Karl Harrer (8.10.1890 München – 5.9.1926 München)

Biographies
Verfasst von Sabine Schalm

Sportjournalist, Mitbegründer der Deutschen Arbeiterpartei

Karl Harrer (1890-1926), Aufnahme undatiert | SZ Photo/Sammlung Megele, ID 00132404

Schwer verwundet kehrte Karl Harrer aus dem Ersten Weltkrieg von der Westfront zurück und arbeitete seit 1918 als Sportjournalist für die München-Augsburger Abendzeitung. Karl Harrer zählte zu den Mitgliedern der Thule-Gesellschaft. Zur Gewinnung der Arbeiterschaft für völkisch-antisemitische Ziele schloss Harrer sich im Oktober 1918 mit Anton Drexler und einigen anderen zu einem ‚politischen Arbeiterzirkel‘ zusammen. Aus dessen Mitte heraus gründeten Drexler und Harrer am 5.1.1919 die Deutsche Arbeiterpartei (DAP).

In den ersten Monaten nahm Karl Harrer neben Drexler eine bestimmende Position in der DAP ein. Bei den Mitgliederzusammenkünften bis zum Sommer 1919 hielt Harrer Vorträge zur angeblichen Schuld der Juden*Jüdinnen am Ersten Weltkrieg und rief zum Boykott jüdischer Zeitungen auf. Gleichwohl bestand der politische Arbeiterzirkel unter Vorsitz von Harrer fort. Seine Mitglieder wurden von Harrer berufen und mussten seit März 1919 auch der DAP angehören. Hier wurden bereits Überlegungen für ein Parteiprogramm diskutiert.

Im September 1919 besuchte Adolf Hitler erstmals eine Versammlung der DAP und trat der Partei wenig später bei. Binnen kurzem wurde Hitler zum wichtigsten Redner der DAP und drängte sich als Werbeobmann der Partei zunehmend in die Öffentlichkeit. Im Gegensatz zu Anton Drexler begrüßte Karl Harrer diese Entwicklung nicht uneingeschränkt und wollte Hitlers Aktivismus bremsen. Diese Meinungsverschiedenheit über die Form der Propagandatätigkeit der DAP zwischen Harrer und Hitler spitzte sich weiter zu.

Seit Dezember 1919 versuchte Hitler, Karl Harrer aus der Parteiführung zu verdrängen. Dies gelang ihm mit Harrers Rücktritt von sämtlichen Parteiämtern am 5.1.1920. Den Parteivorsitz übernahm Anton Drexler. Innerhalb der NSDAP trat Karl Harrer danach nicht mehr in Erscheinung. Über seinen weiteren Werdegang bis zu seinem Tod 1926 ist bislang nichts bekannt.

Quellen

Franz-Willing, Georg: Ursprung der Hitlerbewegung, München 1974.
Hitler, Adolf: Mein Kampf, Bd. 1, 19. Aufl., München 1933.
Joachimsthaler, Anton: Hitlers Weg begann in München 1913-1923, München 2000.
Repplinger, Roger: Karl Harrer. Wie die NSDAP den Gründer der DAP aus dem Gedächtnis löschte, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 12 2014, S. 997-1012.
Tyrell, Albrecht: Vom Trommler zum Führer, München 1975.

Empfohlene Zitierweise

Sabine Schalm: Harrer, Karl (publiziert am 17.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=310&cHash=b8f91adeacb2de54df22def90de45b80