Karl Haushofer (27.8.1869 München – 10.3.1946 Pähl / Ammersee)

Biographies
Verfasst von Sabine Schalm

Geograph, General, Geopolitiker

Karl Haushofer (1869-1946), hier mit Rudolf Heß (v .l.n.r.), Aufnahme um 1920 | Privatbesitz Renner/Haushofer

Karl Haushofer wurde 1869 als Sohn des Münchner Professors für Nationalökonomie Max Haushofer geboren. Nach dem Gymnasium trat er 1887 in die Bayerische Armee ein und absolvierte von 1895 bis 1898 die Kriegsakademie. 1904 wurde Haushofer Lehrer an der Kriegsakademie für Neuere Kriegsgeschichte. Von 1908 bis 1910 führten ihn Dienstreisen nach Indien, Südostasien und China. 1913 wurde er mit einer Arbeit über „Dai Nihon. Betrachtungen über Groß-Japans Wehrkraft, Weltstellung und Zukunft“ an der Universität München in Geografie promoviert. Am Ersten Weltkrieg nahm er zuletzt als Brigadekommandeur teil.

Nach seinem Abschied aus der Armee habilitierte sich Haushofer an der LMU in München und war dort von 1921 bis 1939 Professor für politische Geografie. Mit seinem Studenten Rudolf Heß verband ihn seit 1919/20 eine väterliche Freundschaft. Heß machte ihn mit Adolf Hitler bekannt. Politisch engagierte sich Haushofer damals für die Deutsche Volkspartei (DVP), 1922 erfolgte seine Wahl in den Landesvorstand. Mehrmals traf er in den folgenden Jahren mit Hitler zusammen, der seine Lebensraumtheorie aufgriff und expansionistisch umdeutete. Von 1934 bis 1937 war Haushofer Präsident der Deutschen Akademie und von 1938 bis 1941 Vorsitzender des ‚Volksbundes für das Deutschtum im Ausland‘.

Durch Protektion von Rudolf Heß wurde Haushofers deutsch-jüdische Frau Martha vor der Verfolgung bewahrt. Infolge des gescheiterten Umsturzversuchs vom 20.7.1944, an dem Haushofers Sohn Albrecht beteiligt war, wurde Karl Haushofer am 28.7.1944 von der Gestapo verhaftet und am nächsten Tag für vier Wochen im KZ Dachau inhaftiert. Nach seiner Entlassung lebte Haushofer zurückgezogen auf dem Familiensitz Hartschimmelhof am Ammersee.

Nach Kriegsende verhörten amerikanische Offiziere Karl Haushofer über dessen Verhältnis zum Nationalsozialismus und nahmen ihn im Mai/Juni und August/September 1945 in alliierte Internierungshaft. Am 21.11.1945 wurde Karl Haushofer die Lehrbefugnis entzogen. Nach Presseberichten über seine Mitverantwortung an der NS-Expansionspolitik beging Karl Haushofer zusammen mit seiner Frau Martha am 10.3.1946 Selbstmord.

Quellen

Archiv der KZ-Gedenkstätte Dachau, Häftlingsdatenbank, Angaben zur Haftzeit von Karl Haushofer.
Jacobsen, Hans-Adolf: Karl Haushofer – Leben und Werk, Bd. 1, Boppard am Rhein 1979.

Empfohlene Zitierweise

Sabine Schalm: Haushofer, Karl (publiziert am 13.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=318&cHash=c1614c052b5c63dfe1bf73440084130e