Quellen
Stadtarchiv München (Hg.): Biografisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945, Bd. 1, München 2003.
Strnad, Maximilian: Flachs für das Reich. Das jüdische Zwangsarbeitslager „Flachsröste Lohhof“ bei München, München 2013.
Admission free
Syndikus der Israelitischen Kultusgemeinde München
Julius Hechinger nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil. Der promovierte Jurist war ab 1935 leitender Angestellter der Israelitischen Kultusgemeinde München. Als Verbindungsmann zur Gestapo hatte er deren Anordnungen auszuführen sowie die Entscheidungen der ‚Arisierungsstelle‘ und anderer Ämter umzusetzen. In dieser Funktion stand er unter massivem Druck. Aufgrund seines bestimmenden Auftretens war Hechinger innerhalb der Jüdischen Gemeinde nicht unumstritten.
Seine Frau Rosa wurde am 20.9.1940 als Patientin der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar in die Tötungsanstalt Hartheim deportiert und dort ermordet. Hechinger fiel im Frühjahr 1942 bei der ‚Arisierungsstelle‘ in Ungnade, da er – wie er selbst vermutete – zu viel über die Verbrechen und Bereicherungen der dortigen Angestellten wusste. Die ‚Arisierungsstelle‘ setzte ihn kurzfristig auf die Deportationsliste für den Transport am 4.4.1942 nach Piaski. Er entzog sich durch Flucht, wurde jedoch schon bald gefasst. Die Gestapo überstellte Hechinger am 22.4.1942 an die ‚Arisierungsstelle‘, die ihn in der ‚Judensiedlung Milbertshofen‘ internierte. Dort misshandelten und demütigten ihn Hans Wegner, der Leiter der ‚Arisierungsstelle‘, und dessen Mitarbeitende schwer. Sie sperrten ihn unter anderem über Nacht in die Leichenkammer des Lagers und forderten ihn mehrfach zum Suizid auf.
Am 13.7.1942 wurde Hechinger mit dem sogenannten ‚Straftransport‘ wahrscheinlich nach Auschwitz deportiert. Datum und nähere Umstände seines Todes sind nicht bekannt.
Stadtarchiv München (Hg.): Biografisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945, Bd. 1, München 2003.
Strnad, Maximilian: Flachs für das Reich. Das jüdische Zwangsarbeitslager „Flachsröste Lohhof“ bei München, München 2013.