Im Herbst des Jahres 1923 erreichte die deutsche Krise nach dem Ersten Weltkrieg ihren Höhepunkt. Der passive Widerstand gegen die französische und belgische Besetzung des Ruhrgebietes, zu dem die Reichsregierung Anfang des Jahres aufgerufen hatte, wurde über die Notenpresse finanziert und hatte zur Folge, dass die ohnehin voranschreitende Geldentwertung in das Stadium der Hyperinflation trat: Große Teile des Mittelstandes verloren ihre Vermögen, die Arbeitslosigkeit zog stark an. Als sich die neue Reichsregierung unter Kanzler Stresemann Ende September gezwungen sah, den ‚Ruhrkampf‘ abzubrechen, hatte dies eine Protestwelle der nationalistischen Rechten zur Folge.
In Bayern übernahm Hitler die politische Führung des ‚Deutschen Kampfbundes‘, eines Zusammenschlusses aus NSDAP und rechtsextremen Wehrverbänden, und Anfang Oktober kam es zu einem Putschversuch von rechtsradikalen Reichswehrreservisten in Küstrin und Spandau. Auf der anderen Seite versuchte die KPD, die tiefgreifende Krise für eine Aufstandsbewegung zu nutzen. In Hamburg misslang Ende Oktober ein kommunistischer Aufstandsversuch; der Eintritt von kommunistischen Ministern in die sozialdemokratisch geführten Regierungen von Thüringen und Sachsen und der zunehmende Radikalismus der dortigen Arbeiterschaft ließ jedoch befürchten, dass Mitteldeutschland zur Basis für eine weit umfangreichere linksextremen Erhebung werden könnte. Hinzu kamen im Rheinland und in der Pfalz separatistische Bewegungen, die eigenständige ‚Republiken‘ proklamierten.
Als Reaktion auf den Abbruch des ‚Ruhrkampfes‘ und die hierdurch ausgelöste Unruhe in rechtsextremen Kreisen – man befürchtete insbesondere einen Putsch des ‚Kampfbundes‘ – hatte die bayerische Regierung am 26.9.1923 den Ausnahmezustand verhängt und den früheren rechtskonservativen Ministerpräsidenten Gustav von Kahr zum Generalstaatskommissar mit diktatorischen Vollmachten ernannt. Die Reichsregierung verhängte daraufhin einen eigenen Ausnahmezustand. In diesem Konflikt verweigerte der Befehlshaber der in Bayern stationierten Reichswehrdivision, Otto von Lossow, Berlin den Gehorsam und wurde daraufhin mit seinen Truppen durch die bayerische Regierung in die Pflicht genommen. In Bayern standen sich im Oktober 1923 ein rechtskonservatives und ein rechtsextremes Lager gegenüber, die ähnliche politische Ziele verfolgten, aber scharf miteinander rivalisierten: Hier Generalstaatskommissar von Kahr, unterstützt vor allem durch den ‚Landeskommandanten‘ von Lossow sowie den Chef der Landespolizei Hans von Seißer, dort der Kampfbund mit seinen führenden Figuren Ludendorff, Hitler und Röhm.
Beide Lager wollten die Regierung Stresemann stürzen und durch ein diktatorisches Regime ersetzen: Der Kampfbund beabsichtigte, zunächst in München eine Diktatur unter Ludendorff/Hitler auszurufen, dann die sozialistischen Regierungen in Mitteldeutschland gewaltsam auszuschalten und schließlich zu einem ‚Marsch auf Berlin‘ aufzubrechen, um dort die Macht zu ergreifen. Auch von Kahr wollte die Reichsregierung in Berlin durch ein ‚Direktorium‘ mit diktatorischen Vollmachten abgelöst sehen; er setzte aber in erster Linie darauf, zusammen mit rechtsgerichteten norddeutschen Kreisen und der Reichswehr so viel Druck auszuüben, dass die gewünschten Veränderungen auf dem Wege eines kalten Staatsstreichs erreicht werden könnten. ‚Bayerische‘ Reichswehr und Landespolizei trafen mittlerweile unter dem Vorwand der „Grenzsicherung“ gegenüber Thüringen und Sachsen Vorbereitungen für einen Vormarsch in den Norden; dabei wurden die diversen Wehrverbände, auch die des Kampfbunds, einbezogen. Damit geriet der ‚Kampfbund‘ in Gefahr, in einer sehr unübersichtlichen Lage seine Handlungsfreiheit zu verlieren und im Falle eines Staatsstreichs die Führung der rechtskonservativen Gruppierung überlassen zu müssen.
Ende Oktober bis Anfang November fanden laufend Gespräche und Sondierungen über das weitere Vorgehen zwischen den beiden rivalisierenden Lagern statt. Dabei wurde der Kampfbundführung klar, dass von Kahr und sein Anhang sich nicht auf einen gemeinsamen Plan für einen Staatsstreich festlegen lassen wollten. Tatsächlich mehrten sich die Anzeichen, dass der Höhepunkt der Krise bereits überschritten war und die Chance für einen radikalen Umsturz schwand, nachdem die Reichsregierung die beiden Links-Regierungen in Thüringen und Sachsen hatte absetzen lassen und eine Währungsreform eingeleitet hatte. Die Kampfbundführung geriet nun unter Zugzwang; sie wollte und konnte die hohen Erwartungen auf ein baldiges ‚Losschlagen‘, die sie selbst unter ihren Anhängen geweckt hatte, nicht enttäuschen. Man beschloss daher, auf eigene Faust einen Putsch auszulösen und die rechtskonservativen Kräfte mitzureißen.
Eine günstige Gelegenheit schien sich am 8. November zu bieten, als das ‚Triumvirat‘ von Kahr, von Lossow und von Seißer sowie der Ministerpräsident, mehrere Minister und einflussreiche konservative Persönlichkeiten zu einer Veranstaltung im Münchner Bürgerbräu zusammenkamen. Hitler ließ den Saal überfallartig besetzen und abriegeln, verschaffte sich durch einen Pistolenschuss in die Decke Ruhe und setzte anschließend die Angehörigen des Triumvirats in einem Nebenzimmer unter Druck, sich dem Putsch anzuschließen. Schließlich teilte man dem Publikum im Saal die erzielte ‚Einigung‘ mit: Die Leitung der Reichsregierung sollte Hitler übernehmen, Ludendorff sollte Befehlshaber einer ‚Nationalarmee‘ werden, von Lossow Reichswehrminister, von Seißer Polizeiminister und der ehemalige Polizeipräsident Pöhner bayerischer Ministerpräsident. Von Kahr nahm für sich die Rolle eines ‚Statthalters der Monarchie in Bayern‘ in Anspruch.
Später am Abend gelang es jedoch von Kahr, von Lossow und von Seißer, sich aus dem Bürgerbräu zu entfernen. Sie distanzierten sich noch in der Nacht öffentlich von dem Putsch und begannen, Gegenmaßnahmen einzuleiten. Dies war umso einfacher, als es den Putschisten – bis auf einige Ausnahmefälle – nicht gelungen war, wie vorgesehen die wichtigsten Amtsgebäude sowie Kasernen zu besetzen. Die Putschisten hielten währenddessen Ministerpräsident von Knilling und mehrere bayerische Minister, die sich ebenfalls im Bürgerbräu aufhielten, als Geiseln fest; zu Geiseln erklärt wurde auch eine Reihe jüdischer Bürger, die im Stadtgebiet festgenommen wurden, sowie der erste Bürgermeister und sieben Stadträte der Linksparteien KPD, SPD und USPD, die mit Gewalt aus dem Rathaus entführt wurden. Alle Geiseln kamen im Laufe des 9. Novembers wieder frei. Außerdem verwüsteten die Putschisten die Redaktionsräume der sozialdemokratischen Münchener Post und ‚beschlagnahmten‘ eine größere Menge Papiergeld in zwei Druckereien, um ihre Truppen entlohnen zu können.
Als sich bereits nach wenigen Stunden abzeichnete, dass Reichswehr und Landespolizei loyal zur amtierenden Regierung standen, unternahmen die Putschisten einen letzten Versuch, durch einen bewaffneten Demonstrationsmarsch in die Stadt vielleicht doch noch das Blatt zu wenden. An der Feldherrnhalle stießen sie auf eine Absperrung der Landespolizei, es entwickelte sich eine Schießerei, in deren Verlauf vier Polizisten, fünfzehn Putschisten sowie ein Unbeteiligter getötet wurden. Damit war der Putsch gescheitert; einer Reihe von Anführern gelang die Flucht ins Ausland, einige wurden an Ort und Stelle, andere – wie Hitler – nach einigen Tagen festgenommen.
Da die bayerische Regierung kein Interesse daran hatte, die für sie kompromittierende Vorgeschichte des Putsches aufzuarbeiten, sorgte sie dafür, dass der im Februar 1924 beginnende Prozess gegen die Anführer des Putsches zu einer Farce wurde und im April mit äußerst milden Urteilen endete. Hitler wurde die Gelegenheit gegeben, sich vor Gericht als künftiger ‚Führer‘ des rechtsextremen Lagers zu gerieren. Während der anschließenden Haftzeit zog er die Konsequenzen aus dem fehlgeschlagenen Putsch und entwickelte eine pseudolegale Taktik für seinen zweiten Anlauf zur ‚Machtergreifung‘ in Deutschland.