Hitlerjugend-Heim Pasing

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Verfasst von Oliver Hochkeppel

Großes, nach Plänen der Nazis errichtetes Wohnheim; Hilfskrankenhaus

‚Weihestätte‘ in der Geschäftsstelle der Pasinger HJ für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs mit der Parole „Wir sind zum Sterben für Deutschland geboren“, Landsberger Straße, 1935 | aus: Würmtalbote, 12.11.1935 (BSB)

Zu den Maßnahmen der Nationalsozialisten zur Gewinnung von Zustimmung und Begeisterung von Kindern und Jugendlichen gehörte bald nach der Machtübernahme eine zentral von Berlin aus gesteuerte ‚Heimbeschaffungsaktion‘ für die Hitler-Jugend und den Bund deutscher Mädel (BdM). Zunächst wurden vor allem Räume der zerschlagenen Jugendorganisationen beschlagnahmt. Da für die enorme Zahl der in die NS-Organisationen seit 1936 zwangsverpflichteten Jugendlichen der Raum bald bei weitem nicht mehr ausreichte, beschloss man Anfang 1939 ein Gesetz über die Hitlerjugend-Heimbeschaffung.

Schon im November 1935 hatte der Würmtal-Bote Pläne für ein großes Hitler-Jugend-Heim im Münchner Vorort Pasing vorgestellt. Wegen der bürokratischen Hindernisse in der zentralistischen Organisation – so musste ein ‚Arbeitsausschuss für HJ-Heimbeschaffung‘ erst detaillierte Richtlinien zur Baugestaltung festlegen – wurde allerdings erst im August 1937 mit dem Bau begonnen. Bis zur Fertigstellung dauerte es noch einmal fast zwei Jahre. Die Stadt Pasing folgte den Vorgaben aus Berlin und übernahm mit 160.000 Reichsmark weit über die Hälfte der Gesamtkosten für den 88 Meter langen zweigeschossigen Bau an der Aubinger Straße; die Stadt München schoss nach der Eingemeindung Pasings 1938 noch einmal 40.000 Reichsmark zu. Hinzu kamen 3000 ‚Gemeinschaftsstunden‘ durch einige vom örtlichen SA-Sturm zwangsverpflichtete Pasinger Bürger.

Mit den getrennten Flügeln und Eingängen für HJ und BdM, der zentralen ‚Ehrenhalle‘ samt Hitler-Denkmal, dem Aufmarschplatz und dem Sportgelände entsprachen die repräsentativen und funktionalen Elemente des fertigen Baus den Vorstellungen der Nationalsozialisten. Seine eigentliche Bestimmung erfüllte das Gebäude aber nur sehr kurz: Schon 1940 wurde es zum Hilfskrankenhaus umfunktioniert. Nach dem Krieg beherbergte es ein Lehrlings- und Schülerheim, später war darin der Jugendhilfeverbund ‚Just M‘ des Stadtjugendamts untergebracht.

Quellen

Haerendel, Ulrike:  „Hitlerjugend-Heim“ Pasing, in: Nerdinger, Winfried (Hg.): Ort und Erinnerung. Nationalsozialismus in München, Salzburg u.a. 2006, S. 189.
Donath, Matthias: Architektur in München 1933- 1945. Ein Stadtführer, Berlin 2007.

Empfohlene Zitierweise

Oliver Hochkeppel: HJ-Heim Pasing (publiziert am 16.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=351&cHash=504b2f5f5311791de43c388c5cbcc3b1