Alma (21.3.1902 Scheeßel – vermutlich Sommer 1943 KZ Auschwitz) und Konrad Höllenreiner (28.3.1901 Kitzingen – 19.3.1985 München)

Biographies
Verfasst von Sarah Grandke

Siebenköpfige, als „Zigeuner“ verfolgte Fuhrunternehmer- und Händlerfamilie aus München

Alma und Konrad Höllenreiner, vermutl. Ende 1920er Jahre | Privatbesitz Inge Höllenreiner

Konrad Höllenreiner heiratete 1927 standesamtlich die Händlerin Alma „Notschga“, geb. Hanstein. Wenige Jahre später zogen sie mit ihren gemeinsamen Kindern Ludwig und Maria nach München, wo die Familie ein Fuhrunternehmen führte. Zwischen 1932 und 1938 wurden die Töchter Anna und Werna sowie der Sohn Johann Baptist geboren. Der Vater wurde 1941 zur Wehrmacht eingezogen, dann aber wie viele Sinti*zze und Rom*nja aufgrund seiner Herkunft aus dem Militär ausgeschlossen. Im März 1943 wurde die Familie und ein Großteil der Verwandtschaft verhaftet, ihr Besitz zugunsten des Staates eingezogen. Wenige Tage später wurden die Höllenreiners ins ‚Zigeunerlager‘ Auschwitz-Birkenau deportiert. Die Transportbedingungen sowie die Verhältnisse im Lager waren menschenunwürdig. Schon nach kurzer Zeit starb Alma Höllenreiner. Auch die älteste Tochter Maria kam im ‚Zigeunerlager‘ ums Leben.

Im Sommer 1944 wurden Konrad Höllenreiner, die Söhne Ludwig und Johann Baptist sowie die Töchter Anna und Werna ins KZ Ravensbrück verschleppt und dort voneinander getrennt. Im KZ Ravensbrück führten SS-Ärzte an den Sinti*zze und Rom*nja Zwangssterilisationen durch. Tochter Anna starb vermutlich an den Folgen eines solchen Eingriffs. Kurz vor ihrem Tod wurde die gerade einmal 12-Jährige in das nahegelegene ‚Jugendschutzlager Uckermark‘ gebracht, welches die SS ab Ende 1944 als Selektions- und Sterbelager nutzte. Die beiden Jüngsten, Werna und Johann Baptist, wurden mit Verwandten im März 1945 über das KZ Mauthausen ins KZ Bergen-Belsen verschleppt. Der Vater und der älteste Sohn Ludwig kamen ins KZ Sachsenhausen. Dort meldete sich Konrad Höllenreiner als Kriegsfreiwilliger, da ihm dafür die Freiheit seiner Familie in Aussicht gestellt wurde. So kam er kurz vor Kriegsende zur SS-Sondereinheit Dirlewanger. Der Sohn Ludwig wurde im April 1945 während eines ‚Todesmarsches‘ von alliierten Truppen befreit. Die 10-jährige Werna starb kurz nach der Befreiung in Bergen-Belsen an den Folgen der KZ-Haft.

Der Vater und die beiden Söhne lebten nach dem Krieg wieder in München. 1947 heiratete Konrad Höllenreiner die Artistin Betty Tine Adam.




Alma Höllenreiner mit ihren Kindern sowie Nichten und Neffen, Ende 1930er-Jahre | Archiv der Münchner Arbeiterbewegung, Sammlung Eiber, K1-M05

Quellen

Interviews von Sarah Grandke mit Hermann „Mano“ Höllenreiner vom 28.8.2013, 24.6.2013 und 4.3.2014.
Landesamt für Finanzen, Landesentschädigungsamt München: Entschädigungsakte BEG 29185 (Konrad Höllenreiner); BEG 4039.
Arolsen Archives, Korrespondenzakte T/D 259936.
Eiber, Ludwig: „Ich wußte es wird schlimm". Die Verfolgung der Sinti und Roma in München 1933–1945, München 1993, S. 103f.

Zitat Konrad Höllenreiner:
„Seit dem Jahre 1931-1942 betrieb ich ein Fuhrgeschäft, war also ein berufsmäßiger Mensch und zahlte meine Steuern wie jeder anständige Bürger.“ (Eiber, S. 103f.)

Empfohlene Zitierweise

Sarah Grandke: Höllenreiner, Alma und Konrad (publiziert am 08.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=361&cHash=854d1fbb5da2390e584d51552e933e23