Emil Klein (3.12.1905 Oldenburg – 22.2.2010 München)

Biographies
Verfasst von Oliver Hochkeppel

Kaufmann, Geschäftsführer, HJ-Führer

Emil Klein (Mitte) beim HJ-Gebietstreffen in München 1934; zwischen dem Münchner Oberbürgermeister Karl Fiehler und Reichsjugendführer Baldur von Schirach | Bayerische Staatsbibliothek, Fotoarchiv Hoffmann, hoff-8189

Emil Klein wuchs in Innsbruck, Meran und München auf. Bis 1936 war er österreichischer Staatsbürger. Nach dem Volksschulabschluss und einer kaufmännischen Lehre besuchte er die Städtische Handelsschule in München und machte bei der Bank Witzic & Co ein Berufspraktikum. 1925 trat er in die Revisions-Kanzlei seines Stiefvaters ein, wo er 1929 zum Miteigentümer aufstieg. Bereits als Jugendlicher während des Ersten Weltkrieges war Klein Mitglied der paramilitärischen bayerischen Jugendorganisation ‚Wehrkraft‘. Noch im Gründungsjahr 1920 trat er der NSDAP bei, der er in der gesamten ‚Kampfzeit‘ aktiv diente, vom ‚Saalschutz‘ bis zum Propagandaleiter und -redner.

Nach der Machtübernahme machte er eine typische Parteikarriere als ‚Mann der zweiten Reihe‘, zunächst hinter Reichsjugendführer Baldur von Schirach als HJ-Gebietsführer Südbayern und Herausgeber der Jugendzeitschrift Der Aufbruch, dann hinter Gauleiter Adolf Wagner als Adjutant, Leiter des Politischen Stabes und – unterbrochen vom Kriegsdienst 1939 bis 1942 – Geschäftsführer im Kultusministerium. Seit 1936 war er auch Reichstagsabgeordneter. In der Nacht des Pogroms vom 9./10.11.1938 beteiligte er sich an der Misshandlung und Drangsalierung des jüdischen Justizrats und Bankiers Emil Kraemer, der sich daraufhin das Leben nahm. Im Januar 1945 meldete Klein sich freiwillig zur Wehrmacht zurück und wurde Oberbefehlshaber der kaum mehr existenten 1. Armee und des XVI. Armeekorps.

Nach Kriegsende kam er ins amerikanische Internierungslager Wagrain. Die Spruchkammer verurteilte Klein als ‚Belasteten‘ zu drei Jahren Arbeitslager. Von 1953 an fand Klein als Prokurist eines Möbelgeschäfts in der Schleißheimer Straße in den erlernten Beruf zurück. Er starb 2010 in München.

Quellen

Lilla, Joachim u.a.: Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933-1945. Ein biographisches Handbuch. Unter Einbeziehung der völkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924, Düsseldorf 2004, S. 537.
Struif, Irene: „Jugendführer“ Emil Klein – Vom Parteimitglied zum Stabsleiter des Kultusministeriums, in: Krauss, Marita (Hrg.): Rechte Karrieren in München. Von der Weimarer Zeit bis in die Nachkriegsjahre, München 2010, S. 133–151.

Empfohlene Zitierweise

Oliver Hochkeppel: Klein, Emil (publiziert am 20.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=426&cHash=814affe1457422740e10314645a8f41f