Quellen
Arolsen Archives, documents 10136010-14, 10679044, 130429171 und 130430473 (Haftunterlagen Dachau).
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, LEA 20135.
Staatsarchiv München, StAnW 9113.
Admission free
Zeuge Jehovas, illegale Verbreitung von Protestflugblättern
Der Bauhilfsarbeiter Heinrich Klingl heiratete 1918 Katharina Schmidt. 1920 trat er aus der katholischen Kirche aus und besuchte Zusammenkünfte der Bibelforscher. 1931 ließ er sich als Zeuge Jehovas taufen. Am 12.12.1936 protestierte die Glaubensgemeinschaft gegen ihre fast vierjährige Verfolgung, indem sie im ganzen Deutschen Reich die Luzerner Resolution verbreitete. Der Inhalt des Flugblattes war zuvor auf einem Kongress in Luzern verabschiedet worden. Heinrich Klingl verteilte 50 Exemplare in der Münchner Westendstraße. Am 30.5.1937 wurde er festgenommen. Gegenüber der Gestapo erklärte er: „Die Gesetze des Staates kenne ich nur insoweit an, als diese mit den Gesetzen Jehovas nicht im Widerspruch stehen [...] Ich würde auch nie im Falle eines Krieges Deutschland mit der Waffe in der Hand verteidigen, da das Gesetz Gottes sagt `Du sollst nicht töten´. Aus dieser meiner Einstellung und Erkenntnis heraus kann ich auch das Verbot, dass die Zeugen Jehovas sich nicht mehr betätigen sollen, nicht halten“ (StAM, StAnW 9113). Klingl weigerte sich, Angaben zur Herkunft der Schriften zu machen, weil er niemanden verraten wollte.
Am 20.7.1937 verurteilte ihn das Sondergericht München zu sechs Monaten Gefängnis. Vor seiner Entlassung aus der Strafanstalt Stadelheim wurde ihm eine Erklärung zur Unterschrift vorgelegt, mit der er dem NS-Regime die Treue schwören sollte. Weil er eine Unterzeichnung ablehnte, kam er am 22.12.1937 in das Konzentrationslager Dachau. Am 27.9.1939 wurde er in das KZ Mauthausen überstellt, am 14.8.1940 wieder nach Dachau zurückgebracht. Am 5.1.1942 starb er dort, geschwächt von Misshandlungen und Hunger.
Arolsen Archives, documents 10136010-14, 10679044, 130429171 und 130430473 (Haftunterlagen Dachau).
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, LEA 20135.
Staatsarchiv München, StAnW 9113.