Otto Kohlhofer (29.8.1915 München – 14.8.1988 Wolfratshausen)

Biographies
Verfasst von Friedbert Mühldorfer

Verfolgter Münchner Kommunist, zehn Jahre lang im Gefängnis und Konzentrationslager

Otto Kohlhofer wurde in einer kinderreichen Arbeiterfamilie geboren und wuchs im Münchner Stadteil Neuhausen auf. Bereits als Feinmechanikerlehrling setzte er sich mit Kollegen gegen unzulässige Akkordarbeit zur Wehr. Sein politisches Interesse führte ihn Ende 1932 mit 17 Jahren zum Kommunistischen Jugendverband KJVD, wo er sich an Flugblattaktionen gegen die Nationalsozialisten beteiligte. Von der ersten Verhaftungswelle nach der Machtübernahme verschont geblieben, waren es nun gerade Jugendliche, die der NS-Herrschaft nicht tatenlos zusehen wollten. Nach der Festnahme der bisherigen Leiter der Stadtteilgruppe Neuhausen im August 1934 übernahm der nunmehr 19-jährige Kohlhofer die Aufgabe, verbotene Schriften zu organisieren, an Mitglieder seiner illegalen Gruppe weiterzuleiten und in Briefkästen zu werfen oder nachts heimlich auszulegen. Von einem Gestapospitzel verraten, wurde Otto Kohlhofer am 29.6.1935 verhaftet und nach Untersuchungshaft am 19.3.1936 vom Oberlandesgericht München zusammen mit acht Mitgliedern seiner Gruppe wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu zwei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt.

Nach der Verbüßung seiner Haft in Amberg wurde er nicht freigelassen, sondern unmittelbar danach am 19. Januar 1938 ins KZ Dachau eingeliefert. Dort traf er viele Jugendfreunde wieder, erlebte neben der ständigen Angst auch die Solidarität seiner Kameraden und leistete selbst Hilfe, vor allem für ausländische Häftlinge.

Am 26.1.1945 wurde er aus dem KZ Dachau entlassen, um in einem der gefürchteten „500er“ Bewährungsbataillone Kriegsdienst zu leisten. Wenige Wochen vor Kriegsende desertierte er, schlug sich nach Wien durch und kehrte im August 1945 nach München zurück.

Im November 1945 heiratete er Therese Sichart, die er während seiner Zwangsarbeit im KZ-Außenlager Kottern zwei Jahre zuvor kennengelernt hatte. Er wurde Angestellter im Bayerischen Landwirtschaftsministerium. Otto Kohlhofer, der die Zeit von seinem 20. bis zu seinem 30. Lebensjahr in Gefängnissen und im Konzentrationslager durchlitten hatte, engagierte sich in er Folge als Vertreter der deutschen Dachau-Häftlinge vor allem für die Errichtung einer KZ-Gedenkstätte Dachau und gehört damit zu deren „Gründungsvätern“. Bis zu seinem Lebensende war er unermüdlich politisch tätig, u. a. in der Friedensbewegung.

Quellen

Landesamt für Finanzen Bayern, Landesentschädigungsamt, EG 1454.
Gedenkstätte Dachau. Otto Kohlhofer 1915-1988, München 2006.
Greßirer, Hans: Arbeiterwiderstand gegen das NS-Regime in München-Neuhausen. Das Beispiel Otto Kohlhofer, in: Neuhauser Werkstatt-Nachrichten. Historische Zeitschrift für Neuhausen, Nymphenburg und Gern 34 (2015), S. 78-83, und 36 (2016), S. 68-74.
Willmitzer, Christa und Peter: Deckname „Betty Gerber“. Vom Widerstand in Neuhausen zur KZ-Gedenkstätte Dachau. Otto Kohlhofer 1915 - 1988, München 2006.

Empfohlene Zitierweise

Friedbert Mühldorfer: Kohlhofer, Otto (publiziert am 06.11.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=442&cHash=15fccae76eb179f681ae254b35924c11