Quellen
Archiv des Instituts für Zeitgeschichte München, Fa 208 u. Fb 101/29.
Weber, Reinhard: Das Schicksal der Jüdischen Rechtsanwälte in Bayern nach 1933, München 2006.
Admission free
Sozialdemokratische Anwältin, Mitglied der Sozietät Max Hirschbergs
Die promovierte Juristin Elisabeth Kohn gehörte zu den ersten drei Frauen, die als Rechtsanwältinnen in München zugelassen wurden. Sie war Mitglied der Anwaltssozietät von Max Hirschberg und vertrat u.a. die SPD, den Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund (ADGB), die Münchener Post und die Liga für Menschenrechte.
Wegen ihrer jüdischen Herkunft erhielt sie im August 1933 Berufsverbot nach dem Gesetz über die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft vom 7.4.1933. Auf ihren Widerspruch hin wurde ihr u.a. mitgeteilt, sie sei jung und ledig und werde deshalb von der Zurücknahme der Zulassung nicht so empfindlich betroffen, als dass diese für sie eine Härte bedeuten würde. Ebenso wie ihre Schwester, die Malerin Marie Luise Kohn (Maria Luiko), hielt auch Elisabeth Kohn eine enge Bindung an ihre Mutter, als sie in der Fürsorgeabteilung der Israelitischen Kultusgemeinde in München arbeitete.
1940/41 war sie Hilfskonsulentin in der Praxis von Julius Baer. Über diese Tätigkeit schrieb sie am 30.3.1941 in einem Brief an Max Hirschberg: „Man zittert nur immer, dass Alles umsonst sein könnte. Es ist so ungeheuer wichtig, möglichst viele herauszubringen […] auch wegen der Zurückbleibenden. Die Platzfrage, Alles, wäre nicht so beängstigend, wenn es gelänge, in den nächsten Wochen einige hundert in Fahrt zu setzen“ (Weber, S. 135).
Die antijüdische Gesetzgebung zwang die drei Frauen ab 1939 zu viermaligem Umzug. Hirschberg verschaffte ihr zwar aus den USA noch ein Visum für Kuba, das sie jedoch wegen des Emigrationsverbots für Juden*Jüdinnen nicht mehr nutzen konnte. Elisabeth Kohn gehörte mit Schwester und Mutter zu den Menschen jüdischer Herkunft, die als erste aus München und Süddeutschland verschleppt und nach Kaunas deportiert wurden, wo alle aus München mit dem Transport Angekommenen am 25.11.1941 erschossen wurden.
Archiv des Instituts für Zeitgeschichte München, Fa 208 u. Fb 101/29.
Weber, Reinhard: Das Schicksal der Jüdischen Rechtsanwälte in Bayern nach 1933, München 2006.