Im Ersten Weltkrieg starben zwei Brüder von Johann Kölbl an der Front. Er selbst überlebte eine schwere Verwundung. 1922, mittlerweile Postschaffner, trat er aus der katholischen Kirche aus und ließ sich als Bibelforscher, ab 1931 Zeugen Jehovas, taufen. Ein Jahr später heiratete er. Johann Kölbl war Leiter der aus 500 Personen bestehenden Münchner Glaubensgemeinde. Am 13.4.1933, dem Tag des Verbots der Zeugen Jehovas, wurde seine Wohnung in Sendling durchsucht und 200 kg Schriften, darunter 60 Bibeln, beschlagnahmt. Am 6.9.1933 wurde er zu einer Geldstrafe von 150 RM verurteilt.
Johann Kölbl war maßgeblich am Aufbau und an der Aufrechterhaltung der Untergrundorganisation der Zeugen Jehovas in München beteiligt, einschließlich der Einrichtung geheimer Literaturdepots und der Vervielfältigung von Schriften. 1934 organisierte er für München einen an die Reichsregierung gerichteten Protestbrief, der von allen Ortsgruppen der Zeugen Jehovas in Deutschland verschickt wurde. Nach Festnahme des Bezirksleiters Otto Lehmann am 4.4.1936 übernahm er auch dessen Funktion. Von 1933 bis 1936 wurde er mehr als zwanzig Mal von der Polizei verhört und seine Wohnung durchsucht. Außerdem verlor er seine Anstellung bei der Reichspost. Am 31.8.1936 wurde er schließlich festgenommen.
Das Sondergericht München verurteilte ihn 1937 zu zwei Jahren Gefängnis, weil er für die Zeugen Jehovas einen „umfangreichen illegalen Apparat aufgezogen“ hatte. Eine Tageszeitung berichtete über den Prozess mit dem Titel „Opfer der Bibelforscher-Dummheit“. Während seiner Inhaftierung wurde seine Frau Katharina vom Sondergericht zu zehn Monaten Haft verurteilt.
Nach dem Krieg war Johann Kölbl als Angestellter der Bundespost tätig. Gemeinsam mit seiner Frau engagierte er sich bis zu seinem Tod 1980 weiter als Zeuge Jehovas in München.