Theodor Koronczyk (26.2.1898 Berlin – 25.11.1956 München)

Biographies
Verfasst von Maximilian Strnad

Münchner Vertrauensmann der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland

Theodor Koronczyk, nach 1945 | Privatbesitz

Der gelernte Kaufmann Theodor Koronczyk kam 1934 als Turn- und Sportlehrer zur Israelitischen Kultusgemeinde München (IKG). Als polnischstämmigen Juden bürgerten ihn die deutschen Behörden 1935 aus. Seine Anstellung in der Verwaltung der IKG verhinderte jedoch die Ausweisung aus Deutschland. Koronczyk trat im April 1942 die Nachfolge von Julius Hechinger als Syndikus der IKG an.

Nach der Deportation des Vorsitzenden Karl Stahl und der Auflösung der IKG übernahm Koronzcyk am 1.7.1942 die Leitung der Bezirksstelle München der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland. In dieser exponierten Stellung setzten ihn die Verfolgungsbehörden unter starken Druck. Im Auftrag der ‚Arisierungsstelle‘ und der Gestapo hatte er die sogenannte ‚Judenkartei‘ zu führen und musste Zuarbeit bei den Deportationen leisten. Nach der Auflösung der Bezirksstelle wurde der in ‚Mischehe‘ lebende Koronczyk im Juli 1943 Münchner Vertrauensmann der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland. Als solcher betreute er bis Kriegsende die letzten noch in München lebenden 
Juden*Jüdinnen.

Nach dem Krieg arbeitete Koronczyk als Kaufmann. Wiederholte Klagen von Überlebenden veranlassten den Staatskommissar für rassisch Verfolgte, Philipp Auerbach, Koronczyk wegen seiner vermeintlichen Kollaboration mit den NS-Behörden anzuzeigen. Trotz etlicher positiver Leumundszeugnisse von Betroffenen reihte ihn die Spruchkammer im November 1947 in die Gruppe der ‚Hauptschuldigen‘ ein und verurteilte ihn zu sechs Jahren Arbeitslager. Seine Strafe musste Koronczyk im Internierungslager für NS-Verbrecher auf dem Gelände des ehemaligen KZ-Dachau verbüßen. Im November 1948 wurde Koronczyk in einem neu aufgerolltem Verfahren entlastet.

Quellen

Kasberger, Erich: Hans Wegner und Theodor Koronczyk – zwei Pole des Täterspektrums, in: Krauss, Marita (Hg.): Rechte Karrieren in München. Von der Weimarer Zeit bis in die Nachkriegsjahre, München 2010, S. 230-244.
Strnad, Maximilian: Zwischenstation „Judensiedlung“. Verfolgung und Deportation der jüdischen Münchner 1941-1945, München 2011.

Empfohlene Zitierweise

Maximilian Strnad: Koronczyk, Theodor (publiziert am 14.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=457&cHash=1ba3cd0f88577e894c0eb4d702b698a8