Quellen
Staatsarchiv München, StAnw 3434 und 9091.
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Verfolgte Zeugin Jehovas
Die Frau eines Werkmeisters und Mutter einer Tochter trat 1920 aus der katholischen Kirche aus und ließ sich als Bibelforscherin taufen. Im Dezember 1936 erhielt Therese Kühn von Martin Pötzinger 150 Protestflugblätter mit der Luzerner Resolution gegen die Verfolgung der Zeugen Jehovas, von denen sie 100 weitergab und 50 selbst verteilte. Am 11. Februar 1937 verbreitete sie 15 Flugblätter mit der Resolution und händigte weitere an Glaubensbrüder aus. Kühn wurde festgenommen und am 22. Juni 1937 vom Sondergericht München zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt. Das Gericht stellte fest: „Erschwerend musste aber ins Gewicht fallen, dass sie ihre Wohnung zur Verfügung stellte, dass sie sich ziemlich vielseitig betätigte und dass insbesondere die wiederholte Verteilung und Unterverteilung der Resolutionen eine besondere Widersetzlichkeit darstellte.“ (StAM, StAnw 9091)
Jakob Kühn beantragte am 15. November 1937 Strafnachlass für seine Frau. Die Strafanstalt Stadelheim stellte dazu zwar fest, die Führung der Gefangenen sei gut, jedoch trete man dem Gesuch „bei ihrer völligen Uneinsichtigkeit entgegen“ (StAM, StAnw 9091). Der Antrag wurde abgelehnt. Am 8. Februar 1944 wurde Therese Kühn erneut vor Gericht gestellt und wegen Teilnahme an einer „wehrfeindlichen“ Verbindung und „Wehrkraftzersetzung“ zu sieben Monaten Gefängnis verurteilt (StAM, StAnw 3434). Die inzwischen 73-Jährige hatte wieder Flugschriften der Zeugen Jehovas weitergegeben. Therese Kühn überlebte die NS-Zeit.
Staatsarchiv München, StAnw 3434 und 9091.