Ernest „Ernst“ Langendorf (15.12.1907 Rod an der Weil/Taunus – 7.12.1989 München)

Biographies
Verfasst von Ulla-Britta Vollhardt

Journalist, als US-Presseoffizier am Wiederaufbau der westdeutschen Presselandschaft beteiligt

Ernst (Ernest) Langendorf in seinem Münchner Büro, 24.11.1948 | Haus der Bayerischen Geschichte, bp-2190.3.5

Der aus sozialdemokratischem Haus stammende Sohn eines Architekten schlug bereits in jungen Jahren die journalistische Laufbahn ein. Seit 1923 schrieb er für die sozialdemokratische Frankfurter Volksstimme, bei der er eine technische Lehre und ein Volontariat absolvierte. Daneben engagierte er sich in der Sozialistischen Arbeiterjugend und im Republikschutzverband Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, seit 1926 auch in der SPD, in deren Frankfurter Vorstand er 1929 aufgenommen wurde. Von 1929 bis 1932 studierte er an der Akademie der Arbeit in der Frankfurter Universität und am Frankfurter Institut für Sozialforschung. 1932 wechselte er als Redakteur zum SPD-nahen Hamburger Echo.

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme und dem Verbot der Zeitung floh Langendorf vor den Übergriffen der SA im April 1933 nach Paris, wo er sich als Sprachlehrer und Übersetzer durchschlug; zur selben Zeit ließ er seinen Vornamen in Ernest ändern. Aufenthalten in Spanien und in der Schweiz folgte 1937 eine Anstellung bei der Sopade (Sozialdemokratische Partei Deutschlands), dem Exilvorstand der SPD, für die er unter anderem an der Herausgabe der Deutschland-Berichte über die Situation in Hitler-Deutschland mitarbeitete. Nach Kriegsbeginn wurde Langendorf als ‚feindlicher Ausländer‘ in Frankreich interniert. 1941 gelang ihm die Ausreise über Lissabon in die USA, deren Staatsbürgerschaft er 1943 erhielt. Nach einer Ausbildung in psychologischer Kriegsführung wurde Langendorf in Nordafrika und in Europa eingesetzt. Er war unter den ersten Soldaten, die am 30.4.1945 zum Münchner Marienplatz vorstießen.

Als Leiter der Presseabteilung der amerikanischen Militärregierung in Bayern war Langendorf in den folgenden Jahren mit der Lizenzierung von Zeitungen betraut. Rund 25 Blätter hob er aus der Taufe und gilt deshalb als „Vater der bayerischen Nachkriegspresse“. Bis 1952 blieb er im Dienst der amerikanischen Besatzungsmacht. Von 1953 bis zu seiner Pensionierung 1974 arbeitete er als Pressechef und Leiter der Abteilung ‚Deutsche Angelegenheiten‘ beim US-Sender Radio Free Europe in München.

Quellen

Langendorf, Ernst/Wulffius, Georg: In München fing's an. Presse, Parteien, Rundfunk, München 1985. 
„Langendorf, Ernst“, in: Röder, Werner/Strauss, Herbert: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. 1: Politik, Wirtschaft, öffentliches Leben, München 1980, S. 418.

Empfohlene Zitierweise

Ulla-Britta Vollhardt: Langendorf, Ernest/Ernst (publiziert am 13.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=486&cHash=d943b97dc11118eebd052794ca77cfb5