Der als Buchhändler ausgebildete Julius Friedrich Lehmann gründete im September 1890 in München seinen J.F. Lehmanns Verlag. Lehmann gelang es, aus ihm einen der bedeutendsten medizinischen Fachverlage zu machen. Besonderes Gewicht hatten die Münchener Medizinische Wochenschrift und die anatomischen Handatlanten. Lehmann sympathisierte mit den deutschen Nationalisten und ihren imperialistischen Ansprüchen.
Seit 1897 verbreitete sein Verlag deshalb Flugschriften des Alldeutschen Verbandes. Ein weiteres Fachgebiet waren wehrwissenschaftliche Publikationen, darunter ein bekannte Taschenbuch der Kriegsflotten. Während des Ersten Weltkrieges druckte er die Schriften der Kriegsziel- und der Kanzlersturzbewegung.
Als Plattform der extremen Rechten, vor allem in den Anfangsjahren der Weimarer Republik, diente die schon 1917 ins Leben gerufene Zeitschrift Deutschlands Erneuerung. Nach der Revolution war der Verlag eine treibende Kraft des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes und seiner antisemitischen Agitation.
Lehmann stand auch in Verbindung mit Erich Ludendorff. Mit seiner Hilfe konnte er eine Reihe von Kriegserinnerungen verlegen, in denen die Dolchstoßlegende verbreitet wurde. Seit 1928 führte er eine Kampagne für die Freilassung von Fememördern. Ab 1929 unterstützte Lehmann die Nationalsozialisten rückhaltlos. Ganz in deren Sinn waren die 1930/31 vorgebrachten Angriffe auf die angeblich politisch gesteuerte Justiz in Preußen.
Rassenhygienische und rassenkundliche Bücher hatte Lehmann bereits vor 1914 im Verlagsprogramm. In den 1920er-Jahren intensivierte er diesen Sektor. Die Zeitschrift für Rassenphysiologie und das Archiv für Rassen- und Gesellschaftsbiologie waren für akademische Kreise bestimmt. Ergänzend hinzu kamen die auf Breitenwirkung zielende Zeitschrift Volk und Rasse und populärwissenschaftliche Bücher, u. a. die im Auftrag Lehmanns verfasste Rassenkunde des deutschen Volkes von Hans F. K. Günther. Diese und auch Schriften des nationalsozialistischen Blut- und Boden-Theoretikers Richard Walther Darré erzielten hohe Auflagen.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten dienten die Zeitschriften als Sprachrohre der Rassenpolitik der Partei. 1950 konnte der medizinische Verlag neu beginnen, doch gelang es ihm nicht mehr, an seine frühere Bedeutung anzuknüpfen. 1979 wurde er eingestellt.