Eugen Leviné (10.5.1883 St. Petersburg – 5.6.1919 München)

Biographies
Verfasst von Joachim Schröder

KPD-Funktionär, Vorsitzender des Vollzugsrats der kommunistischen Räterepublik

Eugen Leviné, Postkarte 1919 | HdbG, bapo-00429

Leviné wurde in einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Russland geboren, wuchs aber nach dem frühen Tod des Vaters in Deutschland auf. Während seines Jurastudiums in Heidelberg und Berlin (Promotion 1909) kam er mit russischen Emigranten in Kontakt und kehrte 1905 nach Russland zurück, um sich an der Revolution zu beteiligen. Nach langer Haft und schweren Misshandlungen kehrte er 1909 nach Deutschland zurück, erhielt die deutsche Staatsbürgerschaft und wurde Mitglied der Sozialdemokratischen Partei. Während des Krieges schloss er sich der USPD an und gehörte zu den Mitbegründer*innen des Spartakusbundes und der KPD in Berlin.

Im Januar 1919 schickte ihn die Zentrale der KPD zur Agitation in das rheinisch-westfälische Industriegebiet, im März 1919 zur Unterstützung des Aufbaus der KPD nach München. Die Ausrufung der Räterepublik lehnte Leviné zunächst ab, weil er sie für verfrüht hielt. In der zweiten Räterepublik wurde er Vorsitzender des Vollzugsrats (bis zu seinem Rücktritt am 27.4.1919) und galt gemeinsam mit Max Levien als intellektueller und politischer Kopf der Räteregierung. Nach der Niederschlagung der Räterepublik tauchte er zunächst unter, wurde aber verhaftet und vom Standgericht zum Tode verurteilt. Leviné wurde am 5.6.1919 trotz zahlreicher Proteste von KPD, USPD und auch SPD im Gefängnis Stadelheim hingerichtet.

Quellen

Meyer-Leviné, Rosa: Leviné. Leben und Tod eines Revolutionärs. Erinnerungen. Mit einem dokumentarischen Anhang. Aus dem Englischen übersetzt von Klaus Budzinski, München 1972.
Weber, Hermann, „Leviné, Eugen“, in: Neue Deutsche Biographie, 14,1985, S. 400 f.
Weber, Hermann/Herbst, Andreas: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch, 1918-1945, Berlin 2008.
Dietrich, Christian: Eugen Leviné. "Ich fühle russisch und denke jüdisch",
Berlin 2017.

Empfohlene Zitierweise

Joachim Schröder: Leviné, Eugen (publiziert am 30.01.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=502&cHash=05e77d13d07cf7fa522c7d4866226f47