Erika Mann (9.11.1905 München – 27.8.1969 Zürich)

Biographies
Verfasst von Oliver Hochkeppel

Schauspielerin und Journalistin, 1933 emigrierte NS-Gegnerin

Erika Mann, 1930er Jahre | Literaturarchiv der Monacensia, EM F 405

Als erstgeborenes Kind des Schriftstellers Thomas Mann und dessen Ehefrau Katia, geborene Pringsheim, wuchs Erika Mann in einem liberalen und künstlerisch geprägten Umfeld auf. Zunächst wandte sie sich der Schauspielerei zu. Noch vor ihrem Abitur am Münchner Luisen-Gymnasium wurde sie von Max Reinhardt für das Deutsche Theater in Berlin engagiert. Es folgten Engagements in Bremen und Hamburg, wo sie in der Uraufführung von Anja und Esther spielte, das ihr ein Jahr jüngerer, ihr zeitlebens sehr nahe stehender Bruder Klaus Mann geschrieben hatte.

1926 heiratete sie den Schauspieler Gustaf Gründgens, von dem sie sich 1929 wieder scheiden ließ. Eine neunmonatige Weltreise mit ihrem Bruder bildete 1927 den Auftakt zu ihren journalistischen Arbeiten für den Rundfunk, die Münchner Neuesten Nachrichten und Magazine wie das Berliner Tempo. Zugleich begann damit ihr lebenslanges politisches Engagement. Ihre Beteiligung an einer Veranstaltung der pazifistischen Internationalen Liga für Frieden und Freiheit brachte ihr 1932 endgültig die auch vor Gericht ausgetragene Feindschaft mit den Nationalsozialisten ein, die noch im selben Jahr mit massivem Druck auf Veranstalter und Publikum ihrer Theaterlaufbahn ein Ende setzten.

Am 1.1.1933 gründete Erika Mann daraufhin mit ihrer Lebensgefährtin Therese Giehse in München das literarisch-politische Kabarett ‚Die Pfeffermühle‘. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ging sie wie ihre Familie ins Exil. In Zürich ließ sie ‚Die Pfeffermühle‘ als Exilkabarett gegen Hitler wieder aufleben, woraufhin die Nationalsozialisten ihr 1935 die Staatsbürgerschaft aberkannten. 1937 ging Erika Mann nach Amerika, die Eltern und ihr Bruder Klaus Mann folgten ihr ein Jahr später.

Während des Krieges und danach arbeitete sie als Korrespondentin verschiedener angloamerikanischer Zeitungen, für die BBC und für das ‚Office of War Information‘ in New York. Mit den Kürzungen an Thomas Manns Roman „Doktor Faustus“ begann die Zusammenarbeit mit ihrem Vater. Sie wurde insbesondere nach der gemeinsamen Rückkehr in die Schweiz 1952 eine seiner engsten Vertrauten und nach dessen Tod 1955 auch seine rechtliche wie künstlerische Nachlassverwalterin.

Quellen

Keiser-Hayne, Helga: Erika Mann und ihr politisches Kabarett „Die Pfeffermühle“ 1933–1937. Texte, Bilder, Hintergründe, Reinbek 1995.
Weiss, Andrea: Flucht ins Leben. Die Erika und Klaus Mann-Story, Reinbek 2000.
Von der Lühe, Irmela: Erika Mann. Eine Lebensgeschichte, Reinbek 2009.

Empfohlene Zitierweise

Oliver Hochkeppel: Mann, Erika (publiziert am 12.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=529&cHash=a7a585c3a9d01dd556e94834b22a2c8d