Katharina „Katia“ Hedwig Mann, geb. Pringsheim (24.7.1883 Feldafing – 25.4.1980 Kilchberg/Schweiz)

Biographies
Verfasst von Elisabeth Kraus

Ehefrau des deutschen Schriftstellers Thomas Mann und Mutter von Erika, Klaus, Golo, Monika, Elisabeth und Michael Mann

Katia Mann war die Tochter des Mathematikprofessors an der Universität München (seit 1886) und Kunstmäzens Alfred Pringsheim und der ehemaligen Schauspielerin Hedwig Pringsheim, geb. Dohm. Sie wuchs mit vier Brüdern in außergewöhnlich wohlhabenden und bildungsbürgerlich-liberalen Verhältnissen auf. Der Vater war jüdischer Herkunft, praktizierte den jüdischen Glauben aber nicht. Er ließ seine fünf Kinder evangelisch taufen, trat selbst jedoch nicht zum Christentum über.

Ab 1890 bewohnte die Familie Pringsheim eine Villa in der Arcisstraße 12, die bis zum Ersten Weltkrieg ein wichtiger Treffpunkt von bekannten Persönlichkeiten aus Politik und Kultur war wie etwa Walther Rathenau oder Hugo von Hofmannsthal.

Katia legte 1901 als erste Frau in München das Abitur ab und durfte nach Antrag - erst ab 1903 wurden Frauen in Bayern regulär zum Studium zugelassen - Vorlesungen besuchen. Sie tat dies an der Münchner Universität in den Fächern Mathematik, aber auch Philosophie. Im Frühjahr 1904 lernte sie Thomas Mann kennen, der seit 1894 in München lebte und 1901 mit dem Roman „Buddenbrooks“ als freier Schriftsteller seinen ersten großen Erfolg gefeiert hatte. Das Paar heiratete im Februar 1905 in München.

Katia und Thomas Mann bezogen nicht weit von Katias Elternhaus eine Wohnung. Bereits im November 1905 kam ihre erste Tochter Erika zur Welt. Innerhalb von vierzehn Jahren wurden die weiteren fünf Kinder Klaus, Golo, Monika, Elisabeth und Michael geboren. 1914 zog die Familie Mann in eine Villa in der Poschingerstraße 1 am Herzogpark. Ab 1912 hielt sich Katia Mann mehrfach und jeweils monatelang zur Kur in Schweizer Lungen-Sanatorien auf.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gingen zwar die Einnahmen ihres Mannes zurück, Hauspersonal musste entlassen, das 1908 erworbene Landhaus in Bad Tölz verkauft werden. Die Familie konnte allerdings all die Jahre über in materiell gesicherten Verhältnissen leben und dank des Nobelpreises, den Thomas Mann 1929 erhielt, auch ein Ferienhaus auf der Kurischen Nehrung erwerben.

Katia Mann kümmerte sich in erster Linie um die Familie und führte ein offenes Haus mit zahlreichen Gästen aus Kunst, Literatur und Musik wie etwa Hermann Hesse, Frank Wedekind, Bruno Walter, Gustav Mahler oder Wilhelm Furtwängler. Sie begleitete ihren Ehemann in den Jahren der Weimarer Republik auch häufig auf Vortrags-Reisen.
Nach der Machterübernahme der Nationalsozialisten wurde ihre Villa in München beschlagnahmt und gegen Thomas Mann ein Schutzhaftbefehl erlassen. Das Ehepaar flüchtete zunächst nach Südfrankreich, dann nach Küsnacht in der Schweiz, wo sich auch nach und nach die Kinder einfanden. Ihre ausländischen Vermögenswerte sicherten die Existenz der Familie auf nahezu angestammtem Niveau. Thomas Mann nahm 1934 seine Lesereisen wieder auf, auch in die USA, wohin ihn seine Frau mehrmals begleitete. Als Gegner des Nationalsozialismus schon vor 1933 wurde der Familie 1936 die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen.
Im Februar 1938 übersiedelte das Ehepaar Mann endgültig in die USA, wo es bis 1952 wohnhaft war. 1941 starb Katia Manns Vater und ein Jahr später ihre Mutter in Zürich im Exil. Beide Todesnachrichten erhielt sie in Kalifornien, wohin die Familie Mann im April 1941 gezogen war. Katia und Thomas Mann wurde die amerikanische Staatsbürgerschaft erst im Juni 1944 verliehen.

Nicht zuletzt angesichts der vom „Komitee für unamerikanische Umtriebe“ erhobenen Vorwürfe und Anfeindungen wurde Ende der 1940er Jahre bei Thomas Mann und seiner Familie der Wunsch immer drängender, nach Europa zurückzukehren.

Im Juni 1952 kamen Katia und Thomas Mann mit ihrer Tochter Erika in Zürich an. 1954 bezog das Ehepaar Mann ein Haus in Kilchberg über dem Zürichsee. Thomas Mann starb am 12.8.1955 im Kantonsspital in Zürich an den Folgen von Arteriosklerose. Er wurde auf dem Kilchberger Friedhof begraben.

Katia Mann wohnte danach weiterhin mit ihrer ältesten Tochter Erika, die den literarischen Nachlass ihres Vaters sowie ihres Bruders Klaus verwaltete, in dem Kilchberger Haus. Im November 1962 erhielt Katia Mann die Schweizer Staatsbürgerschaft. 1969 starb Erika an einem Gehirntumor, ihre Mutter, schon Jahre zuvor an Demenz erkrankt, am 25.4.1980. Sie wurde im Familiengrab in Kilchberg beerdigt.

Quellen

Mann, Katia: Meine ungeschriebenen Memoiren, hg. v. Elisabeth Plessen u. Michael Mann, Frankfurt am Main 1974.
Jens, Inge/Jens, Walter: Frau Thomas Mann. Das Leben der Katharina Pringsheim, 3. Aufl., Reinbek 2003.
Jüngling, Kirsten/Roßbeck, Brigitte: Katia Mann. Die Frau des Zauberers. Biografie, München 2003.
Lahme, Tilmann: Die Manns. Geschichte einer Familie, Frankfurt am Main 2015
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Empfohlene Zitierweise

Elisabeth Kraus: Mann, Katia (publiziert am 02.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=530&cHash=95bca502cfa40ffae922c5bf6a946d27