Rupert Mayer (23.1.1876 Stuttgart – 1.11.1945 München)

Biographies
Verfasst von Andreas Eichmüller

Katholischer Priester und NS-Gegner

Rupert Mayer (1876-1945) | SZ Photo/Sammlung Megele, 00060120

Rupert Mayer studierte Katholische Theologie und Philosophie, anschließend besuchte er das Priesterseminar im württembergischen Rottenburg und wurde dort 1899 zum Priester geweiht. Im Jahr darauf trat er in den damals im Deutschen Reich verbotenen Jesuitenorden ein. Seit 1906 war er an verschiedenen Orten in der Volksmission tätig, 1912 übernahm er in München die Seelsorge für neu in die Stadt kommende Menschen. Im Ersten Weltkrieg wirkte er als Militärseelsorger und verlor aufgrund einer Ende 1916 erlittenen schweren Verwundung sein linkes Bein. Nach seiner Genesung war er wieder in München als Seelsorger tätig, als Prediger und Beichtvater der nach Aufhebung des Ordensverbotes wieder nach München zurückgekehrten Jesuiten in St. Michael und ab 1921 zusätzlich als Präses der Marianischen Männerkongregation. Sein Engagement für diese katholische Laienorganisation und seine seelsorgerischen Bemühungen um das einfache Volk, die sich etwa in der Einführung von Sonntagsgottesdiensten im Münchner Hauptbahnhof zeigten, machten ihn zu einem der populärsten Priester der Stadt.

Den Nationalsozialismus lehnte Mayer strikt ab und erklärte, ein Katholik könne nicht Nationalsozialist sein. Seine kritischen Predigten trugen ihm im April 1937 zunächst ein Redeverbot und, da er sich nicht daran hielt, im darauffolgenden Juni eine Inhaftierung und Verurteilung zu sechs Monaten Gefängnis wegen „Kanzelmissbrauchs“ ein. Da Mayer auch danach nicht mit Kritik am Regime zurückhielt, wurde er im Januar 1938 erneut für vier Monate inhaftiert und nach Kriegsbeginn Anfang November 1939 wiederum verhaftet und ins KZ Sachsenhausen verbracht. Als sich dort sein Gesundheitszustand erheblich verschlechterte, entließ man ihn im August 1940 aus der KZ-Haft in einen Hausarrest im Kloster Ettal. Dort blieb er bis Kriegsende und kehrte dann nach München zurück. Er nahm seine seelsorgerische Tätigkeit wieder auf, verstarb aber nach wenigen Monaten an einem Schlaganfall.

Quellen

Bleistein, Roman: Rupert Mayer. Der verstummte Prophet, Frankfurt a.M. 1993.
Gritschneder, Otto: Ich predige weiter. Pater Rupert Mayer und das Dritte Reich. Eine Dokumentation, Rosenheim 1987.
Haub, Rita: Pater Rupert Mayer. Ein Lebensbild, München u.a. 2007.
Körbling, Anton/Riesterer, Paul: Pater Rupert Mayer, Regensburg 1999.

Empfohlene Zitierweise

Andreas Eichmüller: Mayer, Rupert (publiziert am 26.10.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=539&cHash=11287db858bd6a15a7b83c805fdf5bc2