Quellen
Paul Hoser: Münchener Post, publiziert am 03.07.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Münchener_Post (zuletzt aufgerufen am 10.1.2024).
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Sozialdemokratische Tageszeitung, 1888 – 1933
Die Münchener Post war seit dem 1.8.1881 eine Zeitung der bayerischen Sozialdemokratie. 1920 übernahm der bayerische Parteivorsitzende Erhard Auer die Leitung. Unter der Ministerpräsidentschaft von Kahrs stand die Münchener Post als einzige bedeutende Zeitung Münchens in schärfster Opposition zur Regierung. Kahr war für sie der Gefangene des übelsten Deutschnationalismus und steuerte auf verfassungswidrigen Widerstand gegen das Reich hin. Die Fememorde bezeichnete sie als Folge behördlicherseits geschützter Propaganda.
Schon sehr früh berichtete sie über die Aktivitäten der NSDAP. Hitler titulierte deshalb das Blatt als „Münchener Pest“. Beide Seiten überzogen einander mit gerichtlichen Klagen. Mehrmals war das Redaktionsgebäude Zielscheibe rechtsradikaler Gewaltanschläge, so auch am Vorabend des Hitlerputsches vom 9.11.1923. Als Generalstaatskommissar hatte Kahr die Zeitung bereits am 29.10.1923 auf unbefristete Zeit verboten, weil sie Bayerns Reichstreue in Frage gestellt und ihm selbst antisemitische Politik vorgeworfen hatte.
1925 führten Angriffe der Zeitung auf den Herausgeber der Münchner Neuesten Nachrichten und der Süddeutschen Monatshefte, Paul Nikolaus Cossman, zu dem Aufsehen erregenden ‚Dolchstoßprozeß‘ mit prominenten Zeugen. Redakteur Martin Gruber hatte ihn der Geschichtsfälschung bezichtigt, weil er die angebliche Wühlarbeit der Sozialdemokratie für die Niederlage von 1918 verantwortlich gemacht hatte. Gruber wurde wegen übler Nachrede zu einer ungewöhnlich hohen Geldstrafe verurteilt, wobei die Urteilsbegründung Sympathien des Gerichts für Cossmanns Standpunkt erkennen ließ.
Die Zeitung bekämpfte weiterhin konsequent den Nationalsozialismus, etwa 1931 mit Aufsehen erregenden Enthüllungen über die homosexuellen Affären Ernst Röhms. Am Tag der Einsetzung des Reichskommissars von Epp, dem 9.3.1933, verwüstete die SA die Redaktionsräume und zerstörte weitgehend die Maschinen in der Druckerei. Das Verlagsvermögen wurde beschlagnahmt und die Zeitung verboten. Die Redakteure kamen eine Woche lang in Haft. Die Auflage war bereits von 60.000 im Jahr 1920 auf 15.000 im Jahr 1933 gesunken. Die noch brauchbaren Maschinen eignete sich Gauleiter Adolf Wagner für seine Gauzeitung Sonntag-Morgen-Post an.
Paul Hoser: Münchener Post, publiziert am 03.07.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Münchener_Post (zuletzt aufgerufen am 10.1.2024).