Otto Mutschler (11.5.1890 Bischofswiesen – 27.5.1979 Bad Reichenhall)

Otto Mutschler gehörte während des Ersten Weltkriegs zum Königlich-Bayerischen 1. Schwere-Reiter-Regiment in München. Seinen Dienst in der Armee beendete er 1926 als Unteroffizier. Danach arbeitete er als Portier beim Modegeschäft des jüdischen Kaufmanns Adolf Rothschild. Seit 1932 bekannte er sich zu den Zeugen Jehovas. 1934 wurde er denunziert, weil er Schriften seiner Glaubensgemeinschaft verbreitet hatte, und in der Folge für einen Monat inhaftiert. Nach einer weiteren Anzeige nahm ihn die Polizei im Januar 1936 an seinem Arbeitsplatz fest. Bei der Durchsuchung seines Arbeitsraumes fand sie illegale Schriften, ebenso in seiner Wohnung. Otto Mutschler weigerte sich trotz Folter, Glaubensangehörige, von denen er die Schriften erhalten hatte, zu verraten. Daraufhin kam er in das Konzentrationslager Dachau, wo er weiter misshandelt wurde. Als er einen Monat später erneut nach der Herkunft der Schriften gefragt wurde, lehnte er wieder jede Aussage ab. Im Juni 1936 verurteilte das Sondergericht München Mutschler zu einem Jahr und neun Monaten Gefängnis. Ein Gnadengesuch seiner Frau lehnten die Justizbehörden ab. Nach der Entlassung aus der Strafhaft Ende 1937 stand er unter ständiger Beobachtung der Gestapo. Wie Otto Mutschler nach dem Krieg berichtete, wurde er 1944 im Hause seines neuen Arbeitgebers durch Nationalsozialisten wegen seiner religiösen Einstellung erneut schwer misshandelt. Otto Mutschler überlebte die NS-Herrschaft und blieb bis ins hohe Alter als Zeuge Jehovas in München aktiv.