Sebastian Nefzger (10.1.1900 Hagenhill/Ingolstadt – 25./26.5.1933 KZ Dachau)

Sebastian Nefzger war trotz seiner Jugend Teilnehmer im Ersten Weltkrieg und verlor an der Front ein Bein. Nach dem Krieg lebte er in München, heiratete und wurde Kaufmann. Spätere Aussagen deuten darauf hin, dass er früh SA-Mitglied gewesen war, später auch der SS mit einem unteren Dienstgrad angehörte. Warum der zur nationalsozialistischen Bewegung gehörende Nefzger am 21.4.1933 von der Polizei verhaftet und als „Schutzhäftling“ nach Dachau überstellt wurde, bleibt unklar. Mitinsassen berichteten später mehrere Versionen: Er habe Gelder der SS unterschlagen, er habe Informationen an die Kommunisten verkauft und schließlich: er sei zur Vertuschung seiner Spitzeldienste für die Polizei verhaftet worden. In jedem Fall wurde er wie viele andere Häftlinge im KZ Dachau schwer misshandelt. In der Nacht vom 25. auf den 26.5.1933 erwürgten oder erhängten ihn SS-Wachleute, die den Mord anschließend durch erneutes Erhängen und die Öffnung der Pulsadern als Suizid zu tarnen versuchten.

Obwohl Lagerarzt Nuernbergk eine Tötung durch Fremdverschulden ausschloss, nahmen die zuständigen Staatsanwälte Carl Wintersberger und Josef Hartinger wie in einigen anderen Dachauer Fällen Untersuchungen auf und leiteten am 1.6.1933 Anklageverfahren wegen Mordes und Begünstigung ein. Die Akten wurden von Innenminister Adolf Wagner persönlich unterschlagen, das Verfahren eingestellt und Wintersberger wie Hartinger versetzt. Immerhin aber sah sich Heinrich Himmler als Münchner Polizeipräsident gezwungen, den Kommandanten des KZ Dachau Hilmar Wäckerle abzusetzen und ihn durch den SS-Standartenführer Theodor Eicke zu ersetzen. Erst 1953 gab es einen Mordprozess gegen zwei ehemalige Wärter, der aber im Jahr darauf aus Mangel an Beweisen mit Freisprüchen endete.