Quellen
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, LEA 27807.
Staatsarchiv München StAnW 8551, Urteil des Sondergerichts München vom 4.5.1937.
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Verfolgte Zeugin Jehovas
Martina Erdt trat 1924 aus der katholischen Kirche aus und schloss sich den Bibelforschern an. 1933 heiratete sie den Münchner Arbeiter Richard Partsch. Im September 1936 verließ sie illegal das Land, um an einem Kongress in Luzern/Schweiz teilzunehmen. Dort wurde der Inhalt eines Flugblattes verabschiedet, mit dem die Zeugen Jehovas gegen ihre Verfolgung durch das NS-Regime protestieren. Am 12.12.1936 verbreiteten Martina und Richard Partsch diese Flugblätter in München. Wenige Tage danach wurden sie verhaftet. Spätestens nach ihrer kurzen Haft im Münchner Gefängnis an der Ettstraße wurden die beiden voneinander getrennt.
Martina Partsch wurde mit Urteil des Sondergerichts vom 4.5.1937 zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Richard Partsch wurde nach mehrmonatiger Haft aufgrund eines Beschlusses des Polizeipräsidiums vom 8.5.1937 in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar eingewiesen. Der Beschluss stützte sich auf ein amtsärztliches Gutachten, in dem ihm u.a. attestiert wurde: „Er äußert verschrobene Ideen, die er fanatisch verkündet und die völlig uneinfühlbar sind. Nach der heutigen rechtlichen Auffassung sind diese Ideen, die er öffentlich vertritt, staatsfeindlich“ (BayHStA, LEA 27807). Martina Partsch wurde in das Gefängnis Stadelheim überführt.
Am 1.7.1937 kam sie in das Konzentrationslager Moringen, 1938 in das KZ Lichtenburg und 1939 bis 1945 in das KZ Ravensbrück. Ihre Ablehnung, für Soldaten zu nähen – was sie als Kriegsunterstützung ansah – wurde dort mit 14 Tagen Dunkelarrest geahndet. Im Winter 1939/40 musste sie mehrere Tage hungernd im Freien stehen. Danach wurde sie für drei Monate bei strenger Kälte in eine unbeheizte Arrestzelle eingesperrt. Nach ihrer Befreiung aus dem Konzentrationslager bei Kriegsende lebte sie in München-Großhadern. Ihr Mann Richard Partsch starb am 27.6.1943 in der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar.
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, LEA 27807.
Staatsarchiv München StAnW 8551, Urteil des Sondergerichts München vom 4.5.1937.