Quellen
Staatsarchiv München Staatsanwaltschaften 8551 (Urteil des Sondergerichts vom 2.3.1937).
Arolsen Archives, documents 10241118, 10725222 und 130429180 (Unterlagen zur KZ-Haft).
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Zeuge Jehovas, Herstellung, Lagerung und Verbreitung NS-kritischer Schriften
Josef Pfeifer nahm am Ersten Weltkrieg teil. 1918 zog er nach München, wo er als Hoteldiener arbeitete. 1931 trat er aus der katholischen Kirche aus und ließ sich als Zeuge Jehovas taufen. 1935, als die Religionsgemeinschaft bereits seit zwei Jahren verboten war, erhielt Pfeifer von einem Münchner Glaubensangehörigen einen Abzugsapparat zur Vervielfältigung von Schriften. Die Originale bezog er aus der Europazentrale der Zeugen Jehovas in Bern. Um größere Mengen dieser Schriften und die zur Vervielfältigung erforderlichen Utensilien zu lagern, mietete er sich in dem Haus, in dem er wohnte, einen Raum. Alle zwei Wochen trafen sich mehrere Zeugen Jehovas mit Pfeifer und stellten jeweils bis zu 400 Kopien solcher Schriften her.
1936 wurde die Gestapo auf Pfeifer aufmerksam. Am 2.9.1936 wurden seine Wohnung und das Lager durchsucht, das komplette Lager wurde beschlagnahmt und er selbst festgenommen. Im Urteil des Sondergerichts München vom 2.3.1937 befindet sich eine dreiseitige Auflistung der beschlagnahmten Literatur, insgesamt mehr als 500 Bücher und andere Schriften, außerdem eine größere Anzahl von Zeitschriften. Im Lager befanden sich auch ein Sprechapparat und 15 Schallplatten mit Vorträgen der Glaubensgemeinschaft. Josef Pfeifer wurde vom Sondergericht München zu einem Jahr und fünf Monaten Gefängnis verurteilt, weil er für die Zeugen Jehovas „eine umfassende, der Aufrechterhaltung des illegalen Apparates dienende Tätigkeit entfaltete“ (StAM StAnW 8551). Am 12.2.1938 kam Josef Pfeifer in das Konzentrationslager Dachau, wo er ein Jahr später starb.
Staatsarchiv München Staatsanwaltschaften 8551 (Urteil des Sondergerichts vom 2.3.1937).
Arolsen Archives, documents 10241118, 10725222 und 130429180 (Unterlagen zur KZ-Haft).