Maria Reichenwallner (4.11.1905 München – 22.6.1981 Berg)

Biographies
Verfasst von Friedbert Mühldorfer

Haidhausener Kommunistin, die Spenden für Familien inhaftierter NS-Gegner sammelte

Maria Reichenwallner, undatiert | Privatbesitz Friedbert Mühldorfer

Maria Apfelkammer arbeitete bereits mit 14 Jahren in einer  Zigarettenfabrik. 1923 schloss sie sich dem Kommunistischen Jugendverband an und beteiligte sich an der politischen Arbeit in ihrem Stadtviertel Haidhausen. 1929 heiratete sie den Bahngehilfen Anton Reichenwallner, mit dem sie zwei Kinder hatte.

Weil sie polizeilich nicht aufgefallen war, entging Maria Reichenwallner der Massenverhaftung von Kommunisten unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten. So lag es an Mitgliedern von kommunistischen Organisationen wie Maria Reichenwallner, die politische Arbeit in der Illegalität fortzusetzen. Bereits zur Reichstagswahl im März 1933 hatte sie Flugblätter bekommen und weiter verteilt. Außerdem wirkte sie für die Unterstützungsorganisation ‚Rote Hilfe‘, sammelte heimlich Spenden ein und gab sie an mittellose Familien von Inhaftierten weiter. Außerdem stellte sie für illegale Kuriere oder für von Verhaftung bedrohte Genossen ihre Wohnung zur Verfügung; dies war möglich, weil ihr Mann als Bahnarbeiter dienstlich häufig abwesend war.

Im Sommer 1936 half sie den Brüdern Lettenbauer, in ihrer Wohnung Flugschriften zu drucken und für die Verteiler zu sortieren und zu verpacken. Diesen Kontakt hatte der damalige Leiter der ‚Roten Hilfe‘, Max Troll, hergestellt, der als wichtiger Spitzel der Gestapo seit Sommer 1935 wesentlich an der Verhaftung zahlreicher NS-Gegner*innen beteiligt war. Am 3.6.1936 wurden Maria Reichenwallner wie auch zahlreiche weitere Mitglieder der illegalen KPD-Gruppen in Giesing, Ramersdorf und Haidhausen verhaftet. Nach langer Polizei- und Untersuchungshaft in Stadelheim wurde sie am 8.7.1937 in einem Prozess gegen 67 Angeklagte, zumeist Kommunist*innen, Rote-Hilfe-Angehörige, aber auch Sozialdemokraten, vom Oberlandesgericht München zu drei Jahren und neun Monaten Zuchthaus sowie fünf Jahren Ehrverlust verurteilt.

Nach Verbüßung ihrer Haft kam sie aber nicht in frei, sondern wurde im Juni 1940 ins Konzentrationslager Ravensbrück transportiert, wo sie erst Ende April 1945 sowjetische Truppen befreiten.

Quellen

Staatsarchiv München, Generalstaatsanwaltschaft 3490.
Detjen Marion: „Zum Staatsfeind ernannt“. Widerstand, Resistenz und Verweigerung gegen das NS-Regime in München, München 1998.
Mehringer, Hartmut: Die KPD in Bayern 1919-1945, in: Broszat, Martin/Mehringer, Helmut (Hg.): Bayern in der NS-Zeit, Bd. V. Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand, S. 1-286.

Empfohlene Zitierweise

Friedbert Mühldorfer: Reichenwallner, Maria (publiziert am 16.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=674&cHash=cb974bfe6f301d97bb2a296fdd30d01d