Roter Frontkämpferbund (1924 – 1929)

Organizations
Verfasst von Friedbert Mühldorfer

Paramilitärischer Selbstschutzverband der Kommunistischen Partei Deutschlands

Propagandafahrt des Roten Frontkämpferbunds in Bayern, um 1929 | Privatbesitz Friedbert Mühldorfer

Überfälle rechter Kampfverbände auf Aktivitäten der Arbeiterbewegung führten zur Bildung eigener Selbstschutzorganisationen. Auf Seiten der KPD waren dies zunächst u.a. „Proletarische Hundertschaften“ und lokale Ordnerdienste, seit 1924 dann der „Rote Frontkämpferbund“ (RFB), der bis zum Verbot auf Reichsebene 1929 eine Stärke von rund 100.000 Mann erreichte. Die ursprünglich antimilitaristisch ausgerichtete Organisation wandelte sich zu einem Disziplin und Stärke vermittelnden uniformierten Kampfverband, der sich bei jährlichen Treffen auf Reichsebene und in den „Gauen“ mit Aufmärschen öffentlichkeitswirksam präsentierte. Kennzeichen waren rote Armbinde, Sowjetstern, geballte Faust und der Begrüßungsruf „Rot Front“. Obwohl der RFB auch Arbeiter*innen außerhalb der KPD ansprechen wollte, blieb er im Wesentlichen auf das kommunistische Umfeld begrenzt. Vorsitzender des RFB war der KPD-Vorsitzende Ernst Thälmann.

In Bayern allerdings war der RFB bis April 1928 verboten; den Saalschutz übernahmen bis dahin meist Mitglieder des Kommunistischen Jugendverbandes KJVD oder von Arbeitersportvereinen. Erst danach kam es in größeren bayerischen Städten zur Gründung von RFB-Gruppen. Die Mehrzahl der etwa 1000 Mitglieder konzentrierte sich auf Nordbayern; in Südbayern gab es kleinere Gruppen in Augsburg, München, Penzberg und Rosenheim. Zu öffentlichkeitswirksamen Propagandaumzügen in Uniform und begleitet von Schalmeienkapellen – wie in Regionen mit traditionsreicher Arbeiterbewegung – kam es in Bayern aufgrund von Demonstrationsverboten nur selten. Bereits im Mai 1929 wurde der RFB auf Reichsebene und somit auch wieder in Bayern verboten. Daraufhin entstanden eine Reihe meist loser Nachfolgeorganisationen, deren wichtigste seit 1930 der „Kampfbund gegen den Faschismus“ darstellte, der jedoch kaum mehr geschlossen in der Öffentlichkeit auftrat.

Quellen

Mühldorfer, Friedbert: Roter Frontkämpferbund, 1924-1929, in: Historisches Lexikon Bayerns. URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44799 (zuletzt aufgerufen am 1.7.2014)
Schuster, Kurt: Der Rote Frontkämpferbund 1924-1929. Beiträge zur Geschichte und Organisationsstruktur eines politischen Kampfbundes, Düsseldorf 1975.

Empfohlene Zitierweise

Friedbert Mühldorfer: Roter Frontkämpferbund (1924 – 1929) (publiziert am 06.11.2023), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=719&cHash=a3e17c7af9a8d6df777c7a0fc7d5eb65