Quellen
Hofmann, Ulrike Claudia: „Verräter verfallen der Feme!“. Fememorde in Bayern in den zwanziger Jahren, Köln u. a. 2000.
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Opfer eines Fememordes
Maria Sandmayer arbeitete seit Herbst 1919 als Köchin im Schloß Holzen bei Wertingen. Aus Ärger über ihren Arbeitgeber kehrte sie in ihren Heimatort zurück. Dort sah sie ein Plakat, das auf Grund des von den Alliierten durchgesetzten Entwaffnungsgesetzes vom 7.8.1920 zur Anzeige von Waffenverstecken aufforderte. Sie erkundigte sich bei der Druckerei in München, bei wem sie ein solches im Schloß Holzen untergebrachtes Versteck melden könne. Der Betriebsleiter gehörte der Einwohnerwehr an und infomierte diese. Am 6.10.1920 fand man im Forstenrieder Park Sandmayers an einen Baum gebundene Leiche mit einem Zettel, der sie als Verräterin brandmarkte.
Organisator dieses Fememordes war mit Wissen der Einwohnerwehrführer Rudolf Kanzler und Hermann Kriebel Leutnant Otto Braun. Vier Mitglieder der Einwohnerwehr, darunter Hans Schweighart, hatten Sandmayer in der Nacht in einem Auto entführt. Wahrscheinlich war Schweighart derjenige, der sie erwürgte. Mitwisser waren neben Ernst Pöhner, dem Leiter der Polizeidirektion, und seinem Untergebenen Wilhelm Frick, vermutlich auch Justizminister Christian Roth sowie Ritter von Epp und Ernst Röhm von der Reichswehr. Auch Max Neunzert, ein Freund des Kronprinzen Rupprecht, war in den Mord verwickelt. Erst am 12.10.1921 wurde Schweighart in Tirol festgenommen. Da Ministerpräsident Gustav von Kahr eng mit der Einwohnernwehr verbunden war, sabotierte die Regierung nach Kräften die Ermittlungen der Polizei. Das Verfahren wurde schließlich 1925 eingestellt. Schweighart wurde 1934 als Adjutant Röhms wie dieser und zahlreiche seiner Gefolgsleute erschossen.
Hofmann, Ulrike Claudia: „Verräter verfallen der Feme!“. Fememorde in Bayern in den zwanziger Jahren, Köln u. a. 2000.