Veronika Margarete „Lona“ Sattler, geb. Höllenreiner (7.5.1899 Viernheim – vermutlich Sommer 1943 KZ Auschwitz)

Biographies
Verfasst von Sarah Grandke

Verfolgte Sintizza aus München

Veronika Sattler mit ihren Kindern, vor 1943 | Privatbesitz Diana Höllenreiner

Die Arbeiterin Veronika Sattler lebte mit ihrem Ehemann Franz Sattler und ihren sechs Töchtern ab den 1930er-Jahren in München. Die Eltern und die älteren Töchter arbeiteten als Händler*innen und Fuhrunternehmer*innen. Da Veronika und Franz Sattler nicht bereit waren, einen Neffen zu denunzieren, der wegen Diebstahls gesucht wurde, wurden sie im Herbst 1942 zu mehreren Monaten Haft verurteilt. Wegen ihrer minderjährigen Töchter bewilligte die Staatsanwaltschaft für Veronika Sattler Haftaufschub bis Mai 1943. Franz Sattler wurde im Dezember 1942 aus dem Gefängnis Stadelheim wieder entlassen. Nur wenige Wochen später wurde die gesamte Familie verhaftet. Franz Sattler konnte zunächst entkommen. Um seine Familie nicht allein zu lassen, begab er sich jedoch freiwillig zur Polizei. Mit einem Sammeltransport Anfang März 1943 wurde die Familie ins ‚Zigeunerlager‘ Auschwitz-Birkenau deportiert. Die Transportumstände sowie die Bedingungen im Lager waren katastrophal. Sauberes Trinkwasser war wegen der fehlenden Kanalisation zunächst gar nicht vorhanden, sodass sich Krankheiten schnell ausbreiteten. Daneben mussten die Häftlinge bei planmäßiger Unterernährung schwere Zwangsarbeit leisten. Veronika Sattler starb nach offiziellen Angaben des KZ Auschwitz am 28.8.1943. Zur Vertuschung fälschte die SS jedoch häufig Todesmeldungen und Sterbeursachen. Ihr Mann sowie zwei ihrer Töchter kamen ebenfalls in Auschwitz ums Leben.

Die älteste Tochter Margarete Sattler wurde im April 1944 ins KZ Ravensbrück transportiert, wo sie wenige Monate später starb. Auch die Töchter Emilie und Frieda Sattler wurden von Auschwitz-Birkenau ins KZ Ravensbrück und dann weiter in verschiedene Außenlager verschleppt, wo sie Zwangsarbeit leisten mussten. Nach dem Krieg kehrten beide nach München zurück. Etwa 1947 wanderte die ältere Tochter Emilie Sattler nach Italien aus.

Quellen

Stadtarchiv München, Einwohnermeldekartei (Franz Sattler).
Staatsarchiv München, Wiedergutmachungsakten Az, WBI-N 3349; WBI-N 5052; WB Ia 4922.
Arolsen Archives, Korrespondenzakte T/D 370921; Laboruntersuchung Veronika Margarete Sattler 20.8.43, Auschwitz, 1.1.2.1/541626/ITS Digital Archive; Laboruntersuchung Veronika Margarete Sattler, Auschwitz, 1.1.2.1/526762-526763/ITS Digital Archive; Untersuchungsergebnisse Veronika Margarete Sattler, Auschwitz, 1.1.2.1/526806/ITS Digital Archive.
Interviews Sarah Grandke mit Hermann „Mano“ Höllenreiner vom 28.5.2013, 24.6.2013 und 4.3.2014.
Interview von Sarah Grandke mit Diana und Veronika Höllenreiner am 5.3.2014.
Eiber, Ludwig: „Ich wußte, es wird schlimm". Die Verfolgung der Sinti und Roma in München 1933-1945, München 1993.
Tuckermann, Anja:„Denk nicht, wir bleiben hier!“ Die Lebensgeschichte des Sinto Hugo Höllenreiner, München 2005.

Empfohlene Zitierweise

Sarah Grandke: Sattler, Veronika „Lona“, geb. Höllenreiner (publiziert am 08.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=729&cHash=aec5dee3d4f03ac13b9e067c8c746570