Fritz Schnell, Sohn des Augsburger jüdischen Großhändlers Sigmund Schnell, erwarb 1891 das Abitur am Augsburger St.-Anna-Gymnasium und studierte anschließend Rechtswissenschaften in Erlangen, Genf und München. Nach den ersten und zweiten Staatsexamen war er nicht nur als Rechtsanwalt in München tätig, sondern verfasste auch Bücher, die sich mit der Geschichte Augsburgs befassten und hielt Vorträge. Im Ersten Weltkrieg diente er im Königlich Bayerischen 1. Feldartillerie-Regiment „Prinzregent Luitpold“ als Kanonier an der Westfront.
Nach der Demobilisierung kehrte er in seine Kanzlei zurück, die sich in der Luisenstraße 1 im ersten Stock befand. Später hatte er mit Oscar Maron im Rückgebäude der Pettenkoferstraße 9 eine Kanzleigemeinschaft. Zusammen mit seiner Frau Emmy und den Töchtern Bertha (geb. 1904) und Grethe (geb. 1905) lebte Fritz Schnell seit 1906 am Münchner Kaiserplatz 6 bzw. ab Oktober 1928 am Kölner Platz 8. Im April 1922 trat die gesamte Familie Schnell aus der jüdischen Gemeinde aus. 1935 starb Emmy Schnell.
1939, vier Jahre nach dem Tod der Mutter, gelang es Grethe, nach Buenos Aires zu emigrieren, Bertha Schnell lebte seit unbekanntem Zeitpunkt in der Heilanstalt Bayersried-Ursberg. Am 14.9.1940 wurde sie in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar gebracht, von dort am 20.9.1940 in die „Euthanasie“-Anstalt Hartheim bei Linz, wo sie noch am selben Tag ermordet wurde.
Fritz Schnell wurde – wie auch andere ältere jüdische Männer – in der Flachsröste Lohhof in Unterschleißheim zur Zwangsarbeit verpflichtet, wo er schwerste körperliche Tätigkeiten verrichten musste. In einem Brief vom 10.7.1942 schrieb er an eine Bekannte in Lindau: „Seit einigen Wochen ist hier ein wilder Abtransport älterer ‚Nichtarier‘ im Werk; zuerst wurden die Krankenheime und Altersheime geräumt, alte, kranke Leute von 80 und über 90 Jahren, Blinde, Lahme, Kriegsinvaliden etc. etc. weggeschafft […]. Die alten Leute sollen ins nördliche Böhmen kommen […], die jüngeren kommen […] in streng abgeschlossene Ghettos. […] Von unserer 15 Mann starken Lohhofer Arbeitskommando Gruppe sind jetzt 10 zur Evakuation abgerufen, heute Mittag durfte ich heim, um nachzusehen, ob nicht ein entsprechendes Brieferl für mich da ist. Das war nicht der Fall; aber es kann jeden Tag kommen. […] Damit nehme ich von Ihnen Abschied. An ein Wiedersehen glaube ich, offengestanden, nicht mehr“ (Stadtarchiv München: „…verzogen, unbekannt wohin.“, S. 6). Am 23.7.1942 wurde Schnell nach Theresienstadt deportiert, wo er aufgrund der miserablen Lebensbedingungen des Ghettos am 1.2.1943 verstarb.