Franz Schönhuber (10.1.1923 Trostberg – 27.11.2005 Rottach-Egern)

Biographies
Verfasst von Ulla-Britta Vollhardt

Fernsehjournalist, rechtspopulistischer Publizist und Politiker (Die Republikaner)

Der Sohn eines Metzgers wurde durch seine Eltern schon früh nationalsozialistisch geprägt. Noch als Münchner Abiturient trat Schönhuber der NSDAP bei. 1942 meldete er sich freiwillig zur Luftwaffe, wechselte dann aber zur Waffen-SS. Als Angehöriger der Leibstandarte SS Adolf Hitler nahm er am Krieg teil und diente als Ausbilder und Dolmetscher bei der französischen Waffen-SS-Division Charlemagne. Bei Kriegsende geriet er in britische Gefangenschaft.

1946 kehrte Schönhuber nach Bayern zurück. Nach seiner Entnazifizierung als Mitläufer im Jahr darauf begann er als Journalist zu arbeiten. Er schrieb für verschiedene Münchner Boulevardblätter, war 1969/70 Chefredakteur der „tz“, ehe er 1972 zum Bayerischen Fernsehen ging. Seit 1975 Hauptabteilungsleiter der „Bayern-Information“, stieg der Protegé des CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß bis zum stellvertretenden Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens auf.

1981 veröffentlichte der populäre Moderator („Jetzt red' i“) und Ehrenvorsitzende des Bayerischen Journalistenverbands seine Autobiografie „Ich war dabei“. Die verharmlosende Darstellung des Nationalsozialismus, insbesondere die Idealisierung der Waffen-SS, hatte seine Entlassung und die Distanzierung der CSU zur Folge.

1983 gehörte Schönhuber zu den Gründern der rechtspopulistischen Partei „Die Republikaner“, die abtrünnige CSU-Abgeordnete aus Opposition gegen den von Strauß eingefädelten Milliardenkredit für die DDR in München ins Leben riefen. Die betont national und fremdenfeindlich auftretende Partei erhielt in Bayern vor allem vom rechten Rand der CSU Zulauf. 1985 übernahm Schönhuber den Bundesvorsitz und zog 1989 nach einem überraschenden Wahlerfolg (deutschlandweit 7,1 %, in Bayern 14,6 %) für die Republikaner ins Europaparlament ein. Nach parteiinternen Richtungsstreitigkeiten wurde Schönhuber – unter anderem wegen der von ihm angestrebten Zusammenarbeit mit der rechtsextremen DVU – 1994 als Vorsitzender abgelöst. 1995 trat er aus der Partei aus, betätigte sich aber weiterhin als rechtspopulistischer Redner und Publizist. Als Parteiloser kandidierte er 1998 für die DVU und 2005 für die NPD, blieb aber erfolglos.

Quellen

Fischer, Moritz: Die Republikaner. Die Geschichte einer rechtsextremen Partei 1983-1994, Göttingen 2024.
Hirsch, Kurt/Sarkowicz, Hans: Schönhuber. Der Politiker und seine Kreise, Frankfurt am Main 1989.
Hirscher, Gerhard, Die Republikaner. Auseinandersetzung mit einer Protestpartei zwischen Rechtspopulismus und Rechtsextremismus, München 1990.
Irmer, Thomas: Franz Schönhuber, in: Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus, Bd. 2.2 (Personen), Berlin 2009, S. 744f.
Jaschke, Hans-Gerd: Die „Republikaner". Profile einer Rechtsaußen-Partei, Bonn 1994.
Schönhuber, Franz: Ich war dabei, München 1981.
Stiller, Michael: Die Republikaner. Franz Schönhuber und seine rechtsradikale Partei, München 1989.

Empfohlene Zitierweise

Ulla-Britta Vollhardt: Schönhuber, Franz (publiziert am 31.10.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=756&cHash=6c930865150e028b1094d9b538ea9fac