Schutzstaffel (SS)

Vorläuferorganisation der SS war der 1923 gegründete Stoßtrupp Adolf Hitler. Nach Verbot und Wiedergründung der NSDAP wurde 1925 unter dem Namen Schutzstaffel eine neue, direkt der Parteileitung der NSDAP unterstehende, schwarz uniformierte Truppe gebildet, die den „Saalschutz“ übernehmen und insbesondere führende Parteigenossen bei Veranstaltungen schützen sollten. Im Januar 1929 übernahm Heinrich Himmler die Position des Reichsführer-SS. Ihm gelang es, im Zuge des raschen Anwachsens der NSDAP die einige hundert Mann umfassende Truppe zu einem paramilitärischen Verband mit einer Stärke von über 50.000 Mann (Ende 1932) auszubauen.

Die SS war zunächst der SA unterstellt und unterschied sich von dieser durch ein elitäres Selbstverständnis und unbedingte Loyalität gegenüber der Parteiführung; entsprechend wurde ihr von Hitler 1930 der „Polizeidienst“ innerhalb der NS-Bewegung übertragen. Nach der Machtübernahme 1933 übernahm Himmler zunächst die Bayerische Politische Polizei (BPP) und errichtete in Dachau ein Konzentrationslager, dessen Bewachung er der SS übertrug. Nach und nach unterstellte Himmler sich die Politischen Polizeien in den einzelnen Ländern. Die SS spielte eine entscheidende Rolle bei der gewaltsamen Beseitigung der SA-Führung am 30.6.1934 und wurde danach Hitler direkt unterstellt. Die SS übernahm und reorganisierte das gesamte System der Konzentrationslager und ihr wurde gestattet, eigene militärische Verbände aufzustellen.

Nachdem Himmler 1936 zum Chef der Deutschen Polizei ernannt worden war, betrieb er eine „Verschmelzung“ von SS und Polizei mit dem Ziel, ein „Staatsschutzkorps“ zu schaffen. Die elitäre Rolle des „schwarzen Ordens“ wurde durch „rassische Auslese“ seiner Angehörigen und ihrer Ehefrauen, durch die Verpflichtung auf ideologische Prinzipien und einen Katalog von besonderen „SS-Tugenden“ sowie durch einen eigenständigen SS-Kult unterstrichen. Mit dem Übergang zur außenpolitischen Expansion 1938 und dem Kriegsbeginn 1939 übernahm die SS entscheidende Funktionen in der NS-Kriegs- und Besatzungspolitik sowie bei der Ermordung der europäischen Jüdinnen*Juden:

- Im Oktober 1939 beauftragte Hitler Himmler mit der gesamten Umsiedlungspolitik zur „Festigung deutschen Volkstums“. In den folgenden Jahren erstellte die SS gigantische Pläne zur „Neuordnung“ des europäischen Kontinents und vertrieb Hunderttausende von Menschen aus ihrer Heimat.

- Nach Kriegsbeginn wurden die bewaffneten Verbände der SS zur Waffen-SS ausgebaut, die vor allem auch außerhalb Deutschlands einen großen Teil ihrer Angehörigen rekrutierte.

- Erstmals bei der Annexion des Sudetenlandes 1938, sodann bei allen folgenden Besetzungen fremder Territorien wurden Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei mit dem Auftrag der politischen Gegnerbekämpfung eingesetzt. Bei der Eroberung Polens ermordeten die Einsatzgruppen systematisch vor allem Angehörige der Eliten, nach dem Angriff auf die Sowjetunion insbesondere die jüdische Bevölkerung.

- Die SS war das zentrale Instrument der nationalsozialistischen Judenverfolgung und organisierte ab 1941 die Deportation der europäischen Jüdinnen*Juden in besondere Vernichtungslager (Holocaust). Sie war außerdem zuständig für die Verfolgung und Ermordung der Sinti*zze und Rom*nja.

- Die SS errichtete in den besetzten Gebieten Europas Terrorregime zur Durchsetzung der politischen und wirtschaftlichen Ziele der Besatzungsherrschaft.

- Durch den Ausbau der Konzentrationslager versorgte die SS die deutsche Wirtschaft mit einem Heer von Sklavenarbeiter*innen, die nach dem Prinzip der „Vernichtung durch Arbeit“ eingesetzt wurden.

- Der Reichsführer SS Himmler übernahm 1943 das Reichsinnenministerium und wurde 1944 Chef des Ersatzheeres.

Insgesamt übernahm die SS somit auf verschiedenen Gebieten zentrale Rollen bei der angestrebten „Neuordnung“ Europas im Sinne der radikalen ideologischen Vorgaben des NS-Regimes.