Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten (Dezember 1918 – November 1935)

Organizations
Verfasst von Brigitte Zuber

Wichtigster deutschnational ausgerichteter ‚Wehrverband‘ der Weimarer Zeit

Den Verband gründete und leitete der Magdeburger Fabrikbesitzer Franz Seldte. Von 1924 bis 1933 teilte er die Bundesführung mit Theodor Duesterberg. 1918 noch als Hilfsorganisation für Kriegsheimkehrer gedacht, wuchs der Stahlhelm schnell zu einer einflussreichen antirepublikanischen Kraft heran. 1930 verfügte er über eine halbe Million Mitglieder. Finanziert wurde er vor allem durch Militärs, Industrielle und ostelbische Großagrarier*innen. Jährliche, groß angelegte ‚Reichsfrontsoldatentage‘ trugen entscheidend zur Militarisierung der Weimarer Republik bei.

In Bayern unterstellte sich Seldte den Einwohnerwehren Georg Escherichs. Die ab 1920 in München und Bayern gegründeten Stahlhelm-Ortsgruppen blieben deshalb unbedeutend und hatten weniger als 1000 Mitglieder. Der bayerische Stahlhelmführer Carl Wäninger, ein Protegé von Oswald Spengler, war meist in die Projekte Escherichs eingebunden, so im ‚Notbund bayerischer Wirtschaftsstände‘. Auch ein Kooperationsabkommen Wäningers mit der Münchner-Augsburger-Abendzeitung, das gegen ungekürzte, gut platzierte Stahlhelmartikel eine Abonnentenwerbung vorsah, konnte die Mitgliederzahl des Stahlhelms Bayern nicht erhöhen. Erst als der Bund ‚Bayern und Reich‘ an Bedeutung verlor und der alljährliche Reichsfrontsoldatentag 1929 München als Bühne eines gewaltigen Aufmarsches wählte, entstand der Bayerische Stahlhelm als Vereinigung mit dem Bund ‚Bayern und Reich‘, der ‚Reichsflagge‘ und den ‚Vaterländischen Bezirksvereinen Münchens‘.

Trotz zeitweilig erbitterter Konkurrenzkämpfe zwischen der SA und dem Stahlhelm überwogen die Gemeinsamkeiten. Sie zeigten sich Seite an Seite bei den ‚Deutschen Tagen‘ und bei ‚vaterländischen Feiern‘, beteiligten sich an der Kampagne gegen den Young-Plan und führten gemeinsam ‚antibolschewistische‘ Aktionen durch, was folgerichtig 1933/34 in die Gleichschaltung des Stahlhelms und die Überführung seiner Mitglieder in die SA mündete.

Quellen

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München V, NL Escherich 6-26, Tagebücher Georg Escherichs 1920-1939.
Berghahn, Volker R.: Der Stahlhelm. Bund der Frontsoldaten 1918-1935, Düsseldorf 1966.
Hoffstadt, Anke: Eine Frage der Ehre – Zur ‚Beziehungsgeschichte‘ von „Stahlhelm. Bund der Front¬soldaten“ und SA, in: Yves Müller/Reiner Zilkenat (Hg.), Bürgerkriegsarmee. Forschungen zur nationalsozialistisch¬en Sturmabteilung (SA), Frankfurt am Main u. a. 2013, S. 267–296.
Werberg, Dennis: Der Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten. Eine Veteranenorganisation als politischer Akteur und ihr Verhältnis zum Nationalsozialismus, Berlin 2023.

Empfohlene Zitierweise

Brigitte Zuber: Stahlhelm (publiziert am 10.02.2024), in: nsdoku.lexikon, hrsg. vom NS-Dokumentationszentrum München, URL: https://www.nsdoku.de/en/lexikon/artikel?tx_nsdlexikon_pi3%5Baction%5D=show&tx_nsdlexikon_pi3%5Bcontroller%5D=Entry&tx_nsdlexikon_pi3%5Bentry%5D=795&cHash=b25631c70645249434cbc0ab664d512e